17. Aug. 2021Notruf am Innsbrucker Klinikareal

Losungswort: „Ich muss zu Dr. Viola“

Die Gewaltschutzeinrichtungen des Landeskrankenhaus Innsbruck haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Klinik als sicheren Ort in der Bevölkerung bekannt zu machen. Hilfesuchende können sich mit diesem Code an Sicherheitspersonal wenden. Umgehend startet ein interner Notfallplan.

tirol kliniken/Schwamberger

v.l.: Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Klinik Innsbruck, Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin der Orthopädischen & Traumatologischen Ambulanz Innsbruck und stv. Leiterin der OSG an der Klinik Innsbruck, Thomas Beck, Psychologe an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Leiter der Opferschutzgruppe an der Klinik Innsbruck, 27. Juli 2021

Im Landeskrankenhaus Innsbruck werden im Schnitt bei einer/einem PatientIn pro Woche Spuren von häuslicher Gewalt festgestellt. Tendenziell bei mehr Frauen als Männern. Obwohl aufgrund der COVID-19-bedingten Lockdowns weniger PatientInnen in die Krankenhäuser kommen konnten, veränderte sich diese Zahl nicht. „Verändert haben sich hingegen die Verletzungsmuster. Diese sind deutlich schwerer geworden“, ergänzt Thomas Beck, Psychologe an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Leiter der Opferschutzgruppe an der Klinik Innsbruck.

Niederschwelliger Zugang wichtig

Deshalb begann die Opferschutzhilfe des LKI schon in der ersten Pandemiewelle mit einem Konzept, das die Klinik als sicheren Ort bekannt machen sollte. Mit dem Satz „Ich muss zu Dr. Viola“ können Betroffene, selbst wenn sie nicht frei sprechen können oder wollen, einen Hilferuf absetzen.

„Entscheidend ist hier der niederschwellige Zugang“, erklärt Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin der Orthopädischen & Traumatologischen Ambulanz Innsbruck und stv. Leiterin der OSG. Aus Erfahrung wisse man, dass die Angst vor Vorurteilen oder davor, nicht ernst genommen und selbst als Schuldige/r verurteilt zu werden, die größten Hemmschwellen sind, um Hilfe zu bitten. Der Satz „Ich muss zu Dr. Viola“ funktioniert dann wie ein Codewort, das vom geschulten Personal der Klinik dechiffriert wird.

Sobald sich also eine hilfesuchende Person mit dem Notruf an einen Portier oder das Sicherheitspersonal wendet, startet ein interner Notfallplan, mit dem Ziel, die/den Betroffene/n an einen sicheren Ort zu bringen. Dort ist der weitere Ablauf schon seit Jahren gut trainiert und bekannt.

Wieso Dr. Viola?

Vorranging war bei der Auswahl eine leichte Aussprache des Namens für alle – auch für jene Personen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Zudem lehnt sich „Viola“ an Violence an. Außerdem beschreibt die Farbenlehre Violett als Verbindung von Rot (weiblich) und Blau (männlich) und macht es zu einer gleichberechtigten neuen Farbe.