1. Aug. 2023Tipps für Urlaub mit Kindern

Reiseapotheke für Kinder: Das gehört hinein

Eine passend ausgestattete Reiseapotheke ist Goldes wert – auch für die Kleinen, die die große Welt erkunden wollen. Ein Kinderarzt gibt Tipps, worauf Eltern achten sollen und welche Medikamente unbedingt ins Gepäck müssen.

Ordensklinikum Linz

Prim. Dr. Martin Henkel

Über Erwachsenen-Reiseapotheken wird alle Jahre wieder viel geschrieben, aber was ist mit den Kindern? Einiges ist zwar altersunabhängig, wie etwa diverse Wunddesinfektionsmittel, Pflaster, Verbände für kleinere Wehwehchen, Salben oder Gels bei Verstauchungen oder ein Fieberthermometer. Für den sorglosen Urlaub mit dem Nachwuchs braucht es aber mehr.

Eine „kindgerechte Reise“ beginne schon vor dem Packen der Koffer, nahm sich Prim. Dr. Martin Henkel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, in einer Aussendung des Themas an. Dabei sollte sich das Reiseziel nach dem Alter der Kinder richten.

Medizinische Versorgung vor Ort beachten

„Für kleine Kinder eignen sich keine Länder mit besonders heißem Klima, weil sie unter der erhöhten Sonnen- und Hitzebelastung leiden“, betont Henkel. Wichtig sei außerdem, dass die medizinische Versorgung am Urlaubsort gesichert ist. Von Fernreisen mit kleinen Kindern rät er grundsätzlich ab.

Gerade in den ersten Lebensjahren sollte man eher Urlaubsziele in Europa vorziehen, da lange Autofahrten oder Flugreisen für die Gesundheit der Kinder nicht förderlich seien. Ältere Kinder oder Jugendliche dagegen hätten im Regelfall schon alle notwendigen Basisimpfungen und würden die etwaigen Zusatzimpfungen für Fernreisen vertragen.

Kaugummi gegen die „Reisekrankheit“

Auch bei der Anreise gelte es, an die Kinder zu denken: „Regelmäßige Pausen und ausreichend Flüssigkeitszufuhr sind das A und O.“ Um Übelkeit bei Autoreisen vorzubeugen, sollten die Eltern die Kindersitze mit Blick in Fahrtrichtung montieren. Denn Kinder zwischen drei und zwölf Jahren würden häufig an der sogenannten „Reisekrankheit“ leiden.

Hier empfiehlt Henkel ebenfalls viel zu trinken und bei Bedarf Kaugummi zu kauen. Zur Ablenkung würden sich interaktive Spiele, Hörbücher oder Musik eignen. Vom Lesen oder Fernsehen während der Fahrt rät er ab, die Beschwerden könnten sich dadurch noch verschlimmern.

Das gelte auch im Flugzeug. Außerdem dürfe man bei längeren Flugreisen nicht den Bewegungsdrang von kleinen Kindern unterschätzen. Zum Druckausgleich beim Starten und Landen empfiehlt der Kinderarzt, Kleinkindern das Fläschchen anzubieten. Ältere Kinder könnten etwas essen oder Kaugummi kauen.

Antibiotika zum Auflösen außerhalb Europas

Die Reiseapotheke selbst müsse gar nicht so umfangreich bestückt sein, so der Primar: „Abschwellende Nasentropfen fürs Fliegen, Fieberzäpfchen oder Fiebersaft für den Bedarfsfall und bei Reisen außerhalb Europas unaufgelöste Antibiotika sind die wichtigsten Bestandteile.“ Natürlich dürfen auch die bereits erwähnten Pflaster und Verbandsmaterialien für kleinere Verletzungen nicht fehlen.

Hingegen hält Henkel nicht viel von „übermäßigen“ Mitteln gegen Durchfall oder Verstopfung. Es reiche, vorbeugend darauf zu achten, nur abgekochtes oder abgefülltes Wasser zu trinken und rohe Lebensmittel vor dem Verzehr gründlich zu reinigen. Sollten dennoch Probleme auftreten, rät der Kinderarzt zu Ruhe und regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme.

Wann es ärztliche Hilfe bei Durchfall braucht

„Wenn allerdings Säuglinge oder Kleinkinder an akutem Durchfall erkranken, dieser nach sechs bis acht Stunden nicht aufhört, sie Fieber bekommen und nicht mehr trinken wollen, dann müssen die Eltern jedenfalls eine Ärztin, einen Arzt aufsuchen“, appelliert der erfahrene Pädiater.

Was auch unbedingt ins Gepäck gehört, ist ein ausreichender Sonnenschutz: „Für Kinder empfiehlt sich eine mineralische Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, da sie durch Titanoxid und Zinkoxid einen reflektierenden Schutzschild bildet.“ Der Preis sei dabei nicht immer der Indikator für Qualität. Am wichtigsten sei das wiederholte Nachcremen, denn auch die „teuerste Sonnenmilch“ biete keinen unbegrenzten Schutz.

Sonnenstich: Bei Bedarf Fieber senken und Schmerz stillen

Zum Sonnenschutz zählt Henkel auch gewisse Verhaltensregeln: Raus aus der Sonne zwischen 11 und 15 Uhr, generell kürzere Sonnenintervalle und den Aufenthalt im Schatten vorziehen. Dünne langärmelige T-Shirts oder UV-Kleidung, Sonnenbrillen mit UV-Schutz sowie eine Kopfdeckung schützen die empfindliche Kinderhaut.

Wenn es trotz Vorsicht zu einem Sonnenstich kommt, gelte es ebenfalls viel zu trinken: „Am besten schluckweise abgekochtes Wasser oder Tee anbieten und kühle Innenräume oder den Schatten aufsuchen.“ Nachsatz: Bei Bedarf fiebersenkende oder schmerzstillende Medikamente verabreichen und kühle Umschläge auf den Nacken- und Stirnbereich legen.

Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto mehr gleicht sich die Reiseapotheke den Erwachsenen an. Wie eine solche für Abenteuerlustige und Reisende mit sportlichen Ambitionen wie Tauchen, Trekking oder Bergsteigen aussehen kann, lesen Sie in unserem Bericht „Weltenbummler richtig ausstatten“ – samt Dosierungsempfehlungen.