19. Mai 2016

Dr. Pichlbauer: Kommunikation ist unwichtig

Ein Gesundheitssystem hat wesentliche Aufgaben; neben Ressourcenbeschaffung und deren sinnvoller Verteilung ist das u.a. die Sicherstellung der Zugangsgerechtigkeit, Zugangssicherheit, gesicherten Versorgungsqualität, Patientensicherheit, Patientenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit. Wer ein bisschen nachdenkt, wird rasch feststellen, dass keine dieser Aufgaben einem Akteur zugeteilt werden kann – alle sind fragmentiert und werden von vielen mehr oder weniger, aber sicher nur partiell erledigt. Deswegen kann man auch nicht von EINEM Gesundheitssystem sprechen, eher von einem Nebeneinander vieler, politisch motivierter und häufig gegeneinander agierender Subsysteme, deren Lieblingsbeschäftigung das Floriani-Prinzip-basierte Handeln ist. Was aber rund um das Videodolmetsch-System abläuft, ist Chuzpe.

Allen Ernstes vertritt der Hauptverband die Meinung, dass nur jene eine Versorgung kriegen sollen, die auch Deutsch können – wer es nicht kann, der hat aus integrationspolitischen Gründen Pech gehabt. Sollte sich doch ein Patient ohne Deutsch-Kenntnisse in eine Kassenordi verirren, dann ist es Aufgabe des Arztes, den Informationsaustausch mit dem Patienten sicherzustellen – etwaige Übersetzungskosten sind NIE Teil der ärztlichen Leistung. Dolmetscher sind eine private Serviceleistung – mehr nicht. Wenn es sein soll, kann sich der Versicherte ja einen der etwa fünf Prozent Kassen­ärzte aussuchen, die einen Migrationshintergrund haben und vielleicht seine Sprache sprechen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune