21. Dez. 2022Interview VP Dr. Harald Mayer

„Ohne Hausarzt-Überweisung soll man in kein Krankenhaus kommen“

Was in den Wiener Spitälern passiert, passiert bundesweit, bestätigt Dr. Harald Mayer im medonline-Interview. „Im Prinzip könnten wir alle die ganze Zeit schreien“, fordert der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) eine Lenkung der Patientenströme – Steuermann soll der Hausarzt sein.

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ÖÄK / Bernhard Noll

medonline.at: Herr Bundeskurienobmann, wie geht es Ihnen derzeit als Spitalsarzt?

Harald Mayer: Es geht mir so wie jedem anderen auch: Wir haben zu viel Arbeit, es gibt viele Krankenstände, es sind zu wenig Ärzt:innen und zu wenig Pflegekräfte. Und wir haben eine Patient:innenflut zu bewältigen, die teilweise an der Grenze des Machbaren ist.

In Wien hört ihr Kollege Dr. Stefan Ferenci die Alarmglocken laut läuten. Drei Viertel der Spitalsärzt:innen leiden unter einer hohen Belastung, die Arbeit ist ohne Überstunden kaum zu bewältigen, zeigt Teil 2 einer Spitalsumfrage (siehe medonline-Bericht, 14.12.2022).

Schon nach Teil 1 der Umfrage haben Sie gesagt, was in Wien passiert, passiert auch anderswo, z.B. in der Steiermark mit der Schließung eines ganzen Spitals und Tirol mit Ambulanzschließungen (siehe Bericht hier). Wo läuten die Alarmglocken noch?

Es zwickt und rumort in jedem Bundesland1, noch nicht flächendeckend, aber es gibt punktuell immer wieder Abteilungen, jetzt vor allem Kinderabteilungen, die von viralen Erkrankungen besonders tangiert sind und aus dem letzten Loch pfeifen. Das wird die internistischen Stationen demnächst auch ereilen, wenn die Grippewelle wieder über uns rollen wird. Die Politik wird weiter hoffen, dass sie mit „Loch auf – Loch zu“ und der Haltung „die Ärzt:innen werden schon tun“ über die Runden kommt. Aber vernünftige Maßnahmen sehe ich hier weit und breit keine.

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