15. Juli 2021OPERAM-Studie

Polypharmazie im Alter: Weniger schadet nicht

Ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen weisen häufig eine lange Medikamentenliste auf. Erstmals konnte nun ein Forschungsteam des Schweizer Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universität Bern, nachweisen, dass sich weniger Medikamente bei dieser Patientengruppe nicht negativ auswirken. Das zeigt eine aktuelle Studie, die kürzlich das Europäische Forschungskonsortium OPERAM im British Medical Journal (BMJ) publiziert hat.

Nahaufnahme eines älteren Mannes, der Medikamente in Tablettenspender organisiert?
Daisy-Daisy

Über- und Fehlmedikationen sowie zusätzliche Spitalseinweisungen – die Folgen einer hohen Anzahl verschriebener Medikamente, die bei älteren, multimorbiden Patienten häufig vorkommen, sind bekannt. Doch schadet es, wenn überflüssige, übermäßige oder möglicherweise schädigende Medikamente weggelassen, kürzer oder niedriger dosiert angewandt werden? Nein, so die Ergebnisse der am 9. Juli 2021 publizierten OPERAM-Studie, die im Rahmen des Europäischen Forschungsprogramms „Horizon 2020“ und dem Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) finanziert wurde.

2.000 ältere multimorbide Patienten

Die Studie mit insgesamt neun Partnern (Universitätsspitäler in den vier Ländern Schweiz, Niederlande, Belgien und Irland) schloss 2.008 Personen ≥70 Jahre ein, die mindestens drei chronische Erkrankungen aufwiesen und regelmäßig fünf oder mehr Medikamente einnahmen. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Probanden in etwa zwei gleich große Gruppen (963 in der Interventionsgruppe vs. 1.045 in der Kontrollgruppe) mit und ohne Medikamentenoptimierung eingeteilt. In der optimierten Kohorte konnte die medikamentöse Therapie bei 62,2 Prozent der Patienten (n = 491) verbessert werden: Im Schnitt wurde ein Medikament pro Patient reduziert, ohne dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert hat. Und das, obwohl gar nicht alle Empfehlungen umgesetzt wurden – dazu später mehr.

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