2. Okt. 2018

Damit Statine nicht im Kasten verstauben

Statine kommen nicht nur in der Sekundärprävention oder bei Hochrisikopatienten zum Einsatz, sondern zunehmend auch bei moderatem kardiovaskulären Risiko. In den USA und Großbritannien betrifft dies 40 Prozent der Verschreibungen. Insgesamt lassen die Adhärenzraten zu wünschen übrig: Nach zwei Jahren betragen sie 57 Prozent in der Primär- und 76 Prozent in der Sekundärprävention.
Australische Forscher durchforsteten nun 32 Studien mit insgesamt 888 Teilnehmern danach, was Patienten über Statine wissen und von ihnen halten. Relevante Einflussfaktoren auf die Adärenz – positiv wie negativ – sind demnach:

  • Vertrauen in die Prävention: Für eine effiziente Kontrolle der Fettwerte werden auch UAW in Kauf genommen, insbesondere in der Sekundärprävention.
  • Zweifel am Benefit: Unsicherheit bezüglich der positiven Wirkung besteht vor allem, wenn das Wissen über die Wirkweise der Statinen gering ist.
  • Einbettung im Alltag: Diese wird als nicht schwierig erachtet, Medikamente werden z.B. „strategisch“ platziert, damit die Einnahme nicht vergessen wird.
  • Skepsis gegenüber Ärzten: „Der verpasst mir gleich ein Medikament, wenn das Cholesterin mal ein bißchen hoch ist“ oder „Ich fühle mich von meinem Arzt unter Druck gesetzt die Tabletten zu nehmen“, lauten hier typische Aussagen.
  • Stempel der Krankheit: „Täglich etwas einnehmen zu müssen, macht mich zu einem kranken Menschen“ und „Dafür bin ich noch nicht krank genug“, sind Aussagen, die diesbezügliche Bedenken zeigen. Dazu gesellt sich Angst vor Abhängigkeit.
  • Weitere Faktoren: Typ-2-Diabetiker neigen z.B. eher dazu, sich erst einmal mehr um ihre Blutzuckermedikation zu kümmern, statt die Statintherapie als wichtig anzusehen. Andere wie­derum nervt die tägliche Einnahme, ihnen ist die Lebensqualität wichtiger als der LDL-Spiegel. Und natürlich behindern auch Nebenwirkungen oder die Furcht vor Langzeitschäden gelegentlich die Adhärenz.

Fazit der Autoren: Es muss sich noch einiges in der Statinauf­klärung tun. Pharmakologische Mechanismen, Gründe für die Verordnung und mögliche Schäden sollten mit dem Patienten genauer besprochen werden. Darüber hinaus raten sie zu Strategien, mit denen sich UAW minimieren oder verhindern lassen. abr
Ju A et al., Br J Gen Pract 2018; 68: e408–e419

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