31. Aug. 2022Aurikuläre Vagusnervstimulation

Hoffnung bei Covid & Co: Den Nervus Vagus als „eigenen Arzt“ über das Ohr stimulieren

Die Ergebnisse sind verblüffend, ist selbst Erfinder Dr. József Constantin Széles, Zentrum für Wundchirurgie und Spezielle Schmerztherapie, erstaunt. Eine aktuelle Studie zur aurikulären Vagusnervstimulation (aVNS, AuriStim®) an der Wiener Klinik Favoriten zeigt, dass die „elektrische Pille“ die Entzündungsparameter von Covid-19-Intensivpatienten so verbessert hat, dass kein einziger an die ECMO musste.

Nahaufnahme des Ohrs eines jungen Mädchens.
ClarkandCompany/GettyImages

Das Schlüsselerlebnis für diese Methode hatte der Chirurg während der Schweinegrippe, wie er im Interview verrät. In Zusammenarbeit mit der TU Wien gelang ihm der Nachweis, dass die aVNS bei vielen Entitäten wirkt, u.a. auch bei neurodegenerativen Erkrankungen oder Diabetes. Nun ist eine Studie zu Long Covid mit niedergelassenen Kollegen in Planung.

medonline: Herr Dr. Széles, bereits zu Pandemiebeginn hatten Sie und Kollegen (Kaniusas et al., 2020) die Hypothese aufgestellt, dass die aVNS entzündungsassoziierte Parameter bei Covid-19-Patienten modulieren könnte. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Ich hatte schon früher einmal auf der Intensivstation Erfahrungen damit. Bei einem Patienten, der an einer Lungenentzündung litt und gleichzeitig die Schweinegrippe bekam, also einen sehr schweren Verlauf hatte, haben meine Maßnahmen dazu beigetragen, dass er nachhause gegangen ist. Obwohl man ihm kaum eine Chance gegeben hat, weil er multifokal embolisiert hat, konnte er letztlich stabilisiert werden. Wir wussten schon damals, dass bei entzündlichen Prozessen die Gewebsperfusion wesentlich besser wird, wenn man den Nervus vagus stimuliert.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.