An die Optikusneuritis nicht nur bei MS denken
Bisher gab es nur spärliche epidemiologische Daten zur Optikusneuritis. Tritt die Erkrankung in den letzten Jahren häufiger auf? Bei welchen systemischen und neurologischen Erkrankungen kommen Sehnervenentzündungen vor? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, analysierte das Team um Tasanee Braithwaite von der Medical Eye Unit am Guys’ and St Thomas’ Hospital National Health Service Foundation Trust in London Netzwerkdaten, die zwischen 1995 und 2019 erhoben worden waren.
Die Forscher werteten die Befunde von fast 11 Millionen Patienten aus, die bei Aufnahme in die Kohorte ein medianes Alter von 32,6 Jahren aufgewiesen hatten; der Frauenanteil lag bei 50,9 %. Im Beobachtungszeitraum entwickelten 2826 Patienten eine Optikusneuritis, davon waren 69,4 % weiblich, das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei 35,6 Jahren. Die Gesamtinzidenz der Erkrankung blieb über 22 Jahre stabil bei 3,7 pro 100 000 Personenjahre. Das höchste Risiko für die Entzündung war assoziiert mit weiblichem Geschlecht, Adipositas, reproduktivem Alter, Rauchen sowie einem Wohnort in höheren geographischen Breitengraden.
Inzidenz der Erkrankung bleibt offenbar stabil
Betroffene hatten signifikant häufiger eine zuvor bekannte Multiple Sklerose (Odds Ratio 98,22); maßgebliche Assoziationen bestanden auch mit Syphilis, Mykoplasmeninfektionen, Vaskulitis, Sarkoidose, Epstein-Barr-Virus-Infektion, Morbus Crohn oder Psoriasis – die Odds Ratios lagen bei diesen Erkrankungen aber in deutlich niedrigeren Bereichen von 1,28–5,76.