Rauchstopp dank nikotinhaltiger E-Zigaretten
Ein Cochrane-Review zeigt, dass E-Zigaretten mit Nikotin dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören.
In Österreich rauchen rund 20% der über 15-Jährigen Zigaretten.1 Die giftigen Stoffe im Zigarettenrauch schädigen den menschlichen Körper massiv. Raucherinnen und Raucher entwickeln häufig chronische Erkrankungen. Besonders betroffen: Atemwege und Herz-Kreislauf-System. Auch das Risiko für verschiedene Krebsformen steigt. Da Zigarettenrauchen durch das Nikotin schnell und stark abhängig macht, fällt es vielen Menschen schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Mit „Willenskraft“ allein ist der Suchterkrankung oft nicht zu begegnen.
Um den Rauchstopp zu erleichtern, gibt es neben politischen Maßnahmen wie Rauchverboten und Besteuerung verschiedene Hilfsmittel wie beispielsweise Nikotinersatztherapie (z.B. Pflaster, Kaugummi), oder verhaltensorientierte Unterstützung (z.B. Beratung, Information, Gruppensitzungen). Eine weitere Option, um mit dem Zigarettenrauchen aufzuhören: E-Zigaretten, auch bekannt als Vaporiser. Sie erzeugen Nassdampf zum Inhalieren, der oft Nikotin enthält. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten findet beim sog. „Vapen“ keine Verbrennung statt, weshalb weniger giftige Stoffe freigegeben werden.
Ein Cochrane-Team wollte wissen, ob E-Zigaretten dabei helfen, mit dem Zigarettenrauchen aufzuhören, und ob es auch unerwünschte Effekte gibt.
Die Evidenz
Das Cochrane-Team identifizierte 88 Studien mit insgesamt 27.235 Personen; 47 davon waren randomisierte kontrollierte Studien. Die meisten Studien wurden in den USA (38), Großbritannien (19) und Italien (9) durchgeführt.
Im Vergleich zu Nikotinersatztherapie:
Nikotinhaltige E-Zigaretten führen im Vergleich zur Nikotinersatztherapie häufiger zur Raucherentwöhnung (Relatives Risiko [RR] 1,59; 95% Konfidenzintervall [KI] 1,29–1,93; 7 Studien). Von 100 Personen, die Nikotin-E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung verwenden, können 10 von 100 Personen mindestens 6 Monate erfolgreich mit dem Rauchen aufhören, verglichen mit 6 von 100 Personen, die eine Nikotinersatztherapie anwenden. Bei den unerwünschten Wirkungen gibt es wahrscheinlich keinen relevanten Unterschied.
Im Vergleich zu E-Zigaretten ohne Nikotin:
E-Zigaretten mit Nikotin bewirken wahrscheinlich häufiger eine Raucherentwöhnung als E-Zigaretten ohne Nikotin (RR 1,46; 95% KI 1,09–1,96; 6 Studien). Absolut gesehen bedeutet das, dass E-Zigaretten mit Nikotin zu 10 Entwöhnungen pro 100 Personen führen, verglichen mit E-Zigaretten ohne Nikotin (7 Entwöhnungen pro 100 Personen). Die unerwünschten Wirkungen der beiden Interventionen unterscheiden sich wahrscheinlich nicht wesentlich.
Im Vergleich zu Verhaltensunterstützung oder keiner Unterstützung:
Möglicherweise sind E-Zigaretten mit Nikotin auch bei einem weiteren Vergleich überlegen: Sie führen eventuell zu durchschnittlich 8 Entwöhnungen pro 100 Personen im Vergleich zu verhaltensorientierter Unterstützung oder keiner Unterstützung (RR 1,88; 95% KI 1,56–2,25; 9 Studien), wo es 4 pro 100 Personen schafften. Personen, die E-Zigaretten mit Nikotin verwenden, sind eventuell häufiger von unerwünschten Wirkungen betroffen als Personen mit verhaltensorientierter Unterstützung oder keiner Unterstützung (RR 1,22; 95% KI 1,12–1,32; 4 Studien).
In Beobachtungstudien waren die am häufigsten genannten unerwünschten Effekte von nikotinhaltigen E-Zigaretten Irritationen im Rachen- und Mundbereich, Kopfschmerzen, Husten und Übelkeit.
Schlussfolgerungen
Nikotinhaltige E-Zigaretten ermöglichen häufiger eine Raucherentwöhnung als eine Nikotinersatztherapie oder nikotinfreie E-Zigaretten. Auch im Vergleich zu verhaltensorientierter Unterstützung oder keiner Unterstützung waren nikotinhaltige E-Zigaretten wirksamer, allerdings war die Aussagekraft der Studien hier eingeschränkt. Unterschiede in Bezug auf unerwünschte Effekte waren nicht zu beobachten, die Konfidenzintervalle waren allerdings sehr breit, und daher ist die Einschätzung nicht gut abgesichert. Weitere Studien, die eine genauere Einschätzung von erwünschter und unerwünschter Wirkung zulassen, werden zurzeit durchgeführt und in der nächsten Aktualisierung dieses „lebenden Reviews“ berücksichtigt.
Weiterführende Ergebnisse finden Sie im zugehörigen Cochrane Review.
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