5. Dez. 2025Erste Ergebnisse der PATHFINDER 2-Studie

Bluttest zur Früherkennung mehrerer Krebsarten (MCED) auf dem Prüfstand

Ein methylierungsbasierter MCED-Bluttest zeigt ein hohes Potenzial, bisher unentdeckte Tumoren frühzeitig aufzuspüren – insbesondere bei Krebsarten ohne etablierte Screeningverfahren.

MCED-Test, Vorsorgeuntersuchung
freshidea/stock.adobe.com

Trotz bevölkerungsweiter Vorsorgeprogramme für Brust-, Lungen-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs machen diese Krebsarten zusammen nur 29% der Krebserkrankungen und 24% der krebsbedingten Todesfälle bei Erwachsenen im Alter von 50 bis 79 Jahren in den USA aus.1 In Erkenntnis dieser wichtigen Lücke in der Vorsorge untersuchte die kürzlich von Dr. Nima Nabavizadeh auf dem ESMO Congress 2025 vorgestellte PATHFINDER 2-Studie einen vielversprechenden methylierungsbasierten Bluttest zur Früherkennung mehrerer Krebsarten (MCED) als mögliche umfassende Vorsorgelösung.

Studiendesign

PATHFINDER 2 (NCT05155605) ist eine prospektive, multizentrische Interventionsstudie zur Bewertung der Sicherheit und Leistungsfähigkeit des GRAIL MCED-Tests bei Personen ab 50 Jahren ohne kürzliche Krebserkrankung.

Der Test nutzt eine fortschrittliche Analyse zellfreier DNA (cfDNA) unter Verwendung gezielter Methylierung und Machine Learning, um Krebszeichen zu identifizieren und deren Ursprung vorherzusagen, um so nachfolgende diagnostische Untersuchungen zu steuern.

Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit des Tests in einer großen, vielfältigen Population zu bewerten, wobei die Teilnehmer drei Jahre lang aktiv beobachtet werden, um den Krebsstatus zu verfolgen und die Einhaltung der empfohlenen Vorsorgeprogramme zu bewerten.

Studienpopulation

Die Studie schloss eine umfassende Kohorte von 35.878 Teilnehmern aus 32 nordamerikanischen Gesundheitssystemen ein, wobei sich die ursprünglich vorab festgelegte Analyse auf fast 25.000 Teilnehmer konzentrierte (auswertbare Sicherheitskohorte: 25.114; auswertbare Performance-Kohorte: 23.161).

Die Studienpopulation zeichnete sich durch ein Durchschnittsalter von 65 Jahren aus. Sie bestand überwiegend aus nicht-hispanischen Weißen (76%) und umfasste einen erheblichen Anteil an aktuellen oder ehemaligen Rauchern (31%).

MCED-Test erkennt zuvor übersehene Krebserkrankungen

216 Teilnehmer hatten ein positives MCED-Ergebnis, was einer Krebserkennungsrate von 0,93% entspricht. Der Test zeigte eine hohe Spezifität (99,6%) und einen positiven prädiktiven Wert (PPV) von 61,6%.

Die Episodensensitivität (der Anteil der innerhalb von 12 Monaten nach dem Test korrekt identifizierten Krebserkrankungen) betrug 40,4% über 18 Krebsgruppen hinweg. Bemerkenswert ist, dass der Test in klinisch kritischen Untergruppen eine verbesserte Leistung zeigte. Dabei erreichte die Episodensensitivität:

  • 73,7% bei 12 Krebsarten, die für zwei Drittel der Krebstodesfälle in den USA verantwortlich sind,
  • 71,7% bei sechs Krebsarten mit niedrigen Fünf-Jahres-Überlebensraten,
  • 56,4% bei Krebsarten außer Brust- und Prostatakrebs und
  • 54,9% bei Krebsarten ohne Screening-Richtlinien.

Während der 12-monatigen Nachbeobachtungszeit wurden 329 Krebsfälle diagnostiziert, wobei der MCED-Test die Möglichkeiten der Krebserkennung erheblich erweiterte. Der Test identifizierte 133 Krebsfälle, verglichen mit nur 20 durch die empfohlenen Standardvorsorgeuntersuchungen für Brust-, Gebärmutterhals-, Darm- oder Lungenkrebs entdeckten Krebsfällen. Das entspricht einer mehr als siebenfachen Steigerung der Erkennungsrate.

Von diesen durch den MCED-Test erkannten Krebserkrankungen waren 114 neue Primärtumoren, 18 Rezidive und einer mit unbekanntem Primärtumor. Dabei traten 73% bei Krebsarten auf, für die keine empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen existieren.

Der Test zeigte eine starke Früherkennung, wobei 69,3% der Krebserkrankungen im Stadium 1–3 und 53,5% im Stadium 1–2 lagen. Darunter waren 74% der Krebserkrankungen im Stadium 1–2 ohne bestehende Vorsorgeprogramme.

Die Genauigkeit des Tests bei der Vorhersage der Herkunft des Krebssignals erreichte 91,7%. Das ermöglichte eine effiziente Diagnostik mit einer mittleren Aufklärungszeit von 46 Tagen (36 Tage für richtig positiv, 75 Tage für falsch positiv).

Sicheres Screening mit geringer Eingriffsrate

Der MCED-Test zeigte eine niedrige Invasionsrate von 0,6% ohne schwerwiegende studienbedingte unerwünschte Ereignisse. Invasive Eingriffe waren bei richtig positiven Ergebnissen etwa doppelt so häufig wie bei falsch positiven Ergebnissen. Dabei blieb die Rate nicht-invasiver Eingriffe in beiden Gruppen jedoch ähnlich. Die durchgeführten invasiven Eingriffe wurden als klinisch angemessen angesehen. In vier falsch positiven Fällen, die eine Operation erforderten, wurden prämaligne oder klinisch signifikante Befunde entdeckt.

Innovatives Krebs-Screening: Chancen und Grenzen

Der GRAIL MCED-Test weist eine hohe Spezifität und ein erhebliches Potenzial für die Früherkennung von Krebserkrankungen auf. Das gilt insbesondere für Krebsarten, für die es derzeit keine Screening-Methoden gibt.

Die Studie bestätigt zwar die Durchführbarkeit und Leistungsfähigkeit des Tests, doch wird die derzeit laufende randomisierte Studie NHS-Galleri-Studie, deren Ergebnisse für 2026 erwartet werden, entscheidend für die umfassende Bewertung seiner klinischen Nützlichkeit sein, indem sie den primären Endpunkt der Verringerung der Krebsinzidenz im Spätstadium bewertet.

Proffered Paper session 1: Basic science & Translational research: Safety and Performance of a Multi-Cancer Early Detection (MCED) Test in an Intended Use Population: Initial Results from the Registrational PATHFINDER 2 Study; ESMO Congress 2025; Berlin und virtuell, 18.10.2025

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum onko