Endometriose-Patientinnen haben häufiger Migräne
Die Endometriose ist komplex und facettenreich. Sie ist weit mehr als ein rein gynäkologisches Krankheitsbild. Komorbiditäten sind häufig, insbesondere die Assoziation mit weiteren Schmerzsyndromen wie einer Migräne. Neue Daten zum Zusammenhang von Endometriose und Migräne lieferte nun eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse.

Sowohl bei der Endometriose als auch bei der Migräne sind Schmerzen das zentrale Merkmal. Die Schmerzen verschlechtern die Lebensqualität und beeinträchtigen Alltagsaktivitäten der betroffenen Frauen erheblich.
Dr.Giorgia Elisabeth Colombo, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Ospedale Regionale di Lugano, und weitere Wissenschaftler untersuchten in einer kürzlich erschienenen Studie (1) das Migränerisiko bei Endometriose. Darüber hinaus prüften sie die Assoziation einer Endometriose mit bestimmten Migräne-Subtypen, z. B. einer Migräne mit und ohne Aura.
Die Metaanalyse umfasste 13 epidemiologische Studien bis Juli 2024. Diese verglichen die Migränehäufigkeit von Frauen mit einer diagnostizierten Endometriose mit derjenigen von Frauen ohne Endometriose. Basis war eine Literatursuche in sieben Datenbanken. Die Studien hatten insgesamt über 330.000 Teilnehmerinnen, davon über 32.000 Frauen mit Endometriose-Diagnose.
Die Methode, mit der eine Endometriose diagnostiziert wurde, war allerdings uneinheitlich, z. B. Laparoskopie, Fragebogen oder ICD-Code. Dasselbe galt für die Diagnosestellung der Migräne: In manchen Studien stellten Fachärzte für Neurologie die Diagnose, andere Studien verwerteten hingegen eigene Angaben der Studienteilnehmerinnen oder ICD-Diagnosen.
Hohes Migränerisiko bei Endometriose bestätigt
Das Ergebnis war wenig überraschend: Endometriose-Patientinnen hatten ein signifikant höheres Migränerisiko (95%-KI 1,85–2,72; gepoolte Odds-Ratio 2,25) als Patientinnen ohne Endometriose. Insbesondere das Risiko für eine Migräne ohne Aura war erhöht (95%-KI 1,89–3,69; OR 2,64). Die Assoziation mit einer Migräne mit Aura war unsicher und statistisch nicht signifikant.
In Subgruppenanalysen prüften die Wissenschaftler außerdem, wie stark das Migränerisiko von der diagnostischen Methode abhing. Frauen, bei denen die Endometriose laparoskopisch diagnostiziert wurde, hatten ein höheres Migränerisiko (OR 3,48) als Frauen, bei denen die Diagnose nur mittels ICD-Code oder per Selbstangabe vorlag (OR 1,65).
Umgekehrt war der Zusammenhang zwischen Migräne und Endometriose umso grösser, je genauer die Migräne diagnostiziert wurde. Das größte Risiko für eine Endometriose hatten demnach Patientinnen mit einer vom Neurologen bestätigten Migränediagnose (OR 3,38).
Hormonschwankungen fördern Schmerzen
Insbesondere hormonelle Einflüsse dürften pathophysiologisch eine entscheidende Rolle spielen. Speziell der Östrogenentzug und die Menstruation sowie die schwankenden Hormonspiegel in der Perimenopause triggern eine Migräne. Zudem sind bei Endometriose die Konzentrationen von Zytokinen und Prostaglandinen erhöht, was eine Migräne fördern kann. Neuere Studien deuten zudem auf eine genetische Assoziation zwischen einer Endometriose und Migräne hin.
Studie mit methodischen Einschränkungen
Auch wenn die Studie das hohe Migränerisiko bei Endometriose-Patientinnen untermauert, empfehlen die Autoren, die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Denn die Studie hatte einige Limitationen. Zum einen waren die diagnostischen Methoden uneinheitlich, zum anderen fehlten häufig Daten zum Endometriose-Stadium und zum Schweregrad einer Migräne, was eine differenzierte Risikobetrachtung erschwert.
Bei der Hälfte der Studien bestand zudem ein sehr hohes Verzerrungsrisiko, da beispielsweise wichtige Begleitfaktoren wie die Einnahme von Hormonpräparaten oder der Lebensstil unberücksichtigt blieben. Die Autoren fordern daher zukünftige prospektive Studien, die die Diagnostik einheitlich regeln, die Endometriose-Stadien klar definieren und die unterschiedlichen Störfaktoren berücksichtigen.
- Colombo G.E. et al. The burden of headache disorders in Italy: results from the Italian Headache Observatory 2021. The Journal of Headache and Pain 2025; 26(1): 82. doi:10.1186/s10194-025-02020-4