17. Nov. 2025Phase-II-Studie

HER3-DXd gegen Hirnmetastasen erfolgreich getestet

Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und aktiven Hirnmetastasen haben bislang nur begrenzte therapeutische Optionen. Nun liefert die Phase-II-Studie TUXEDO-3 erstmals Hinweise, dass der HER3-gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Patritumab Deruxtecan (HER3-DXd) auch bei dieser besonders schwierigen Patientengruppe wirksam sein könnte.

Therapie gegen Hirnmetastasen getestet
Dr_Microbe/stock.adobe.com

In der offenen, multizentrischen, einarmigen Phase-II-Studie wurden 20 erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC mit Plattenepithelkarzinom oder nicht-Plattenepithelkarzinom eingeschlossen, die entweder neu diagnostizierte oder nach lokaler Therapie fortschreitende Hirnmetastasen aufwiesen.

Alle erhielten Patritumab Deruxtecan in einer Dosierung von 5,6 mg/kg alle drei Wochen. Ziel war es, bei mindestens 15% der Teilnehmenden ein intrakranielles Ansprechen zu erreichen – ein Ziel, das mit einer Ansprechrate von 30% (95%-KI 11,9–54,3) deutlich übertroffen wurde.

HER3 als Zielstruktur

Die Studienergebnisse wurden jetzt von Prof. Dr. Thorsten Füreder, Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Onkologie, und Kolleginnen und Kollegen im Lancet Oncology (1) publiziert.

Von den sechs Respondern hatten alle ein nicht-squamöses NSCLC und bei einer Person wurde eine KRAS-G12C-Mutation nachgewiesen. Sowohl unbehandelte als auch nach lokaler Therapie progrediente Hirnmetastasen zeigten ein Ansprechen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5,3 Monate.

Therapieassoziierte Nebenwirkungen traten bei 80% der Patienten auf, am häufigsten Übelkeit (35%), Diarrhö und Asthenie (je 30%). Schwerwiegendere Nebenwirkungen waren Neutropenie (15%) und febrile Neutropenie (10%) . Therapiebedingte Todesfälle waren nicht zu verzeichnen, und es traten keine neuen Sicherheitssignale auf.

HER3 (Human Epidermal Growth Factor Receptor 3) ist in vielen NSCLC-Tumoren, insbesondere in Hirnmetastasen, überexprimiert. Patritumab Deruxtecan koppelt einen HER3-Antikörper an das Topoisomerase-I-Inhibitor-Payload Deruxtecan, wodurch zytotoxische Effekte selektiv in HER3-exprimierenden Zellen ausgelöst werden.

Wirkung bei Hirnmetastasen

Die Ergebnisse der TUXEDO-3-Studie zeigen, dass HER3-DXd bei Patienten mit aktiven Hirnmetastasen eine Wirkung entfalten kann, auch nach lokaler Vorbehandlung. Damit rückt der HER3-gerichtete ADC in eine Patientengruppe vor, für die bislang kaum systemische Therapieoptionen bestehen. Die Studie läuft derzeit weiter, eine Bestätigung in grösseren Kohorten steht noch aus.

Patritumab Deruxtecan könnte sich als neue systemische Behandlungsoption für NSCLC-Patienten mit aktiven Hirnmetastasen etablieren, ein bisher therapeutisch weitgehend unerschlossenes Feld.

Potenzial für weitere Entitäten

TUXEDO-3 ist eine multizentrische, einarmige Phase-II-Studie (Simons Zwei-Stufen-Design) mit drei Kohorten:

  • metastasierter Brustkrebs (mBC) und aktiven Hirnmetastasen,
  • fortgeschrittenes nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (aNSCLC) und
  • aktive Hirnmetastasen und leptomeningeale Erkrankung (LMD) aufgrund eines soliden Tumors.