17. Apr. 2025Lungenkomplikationen bei rheumatoider Arthritis

ILD bei RA: Im Zweifelsfall eine CT veranlassen!

Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) gehören zu den schwerwiegenden und prognostisch sehr ungünstigen Komplikationen einer rheumatoiden Arthritis (RA). Welchen Benefit könnte für diese Patientengruppe ein Screening bringen?

Junge Frau mit rheumatoider Arthritis ruht sich im Sitzen aus
Foto:  Valentina/stock.adobe.com

OA Priv.-Doz. Dr. David Lang präsentierte bei der Fortbildungsveranstaltung "Pneumo Aktuell" aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und interdisziplinäre Empfehlungen, die eine verbesserte Früherkennung und Risikoeinschätzung ermöglichen sollen.

Etwa 10% der RA-Patientinnen und -Patienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine ILD. Daher stellt sich die Frage nach einem gezielten Screening: „Die betroffene Personengruppe ist klar definiert, weshalb es naheliegend ist, nach effektiven Screening-Strategien zu suchen“, betonte Dozent Lang von der Universitätsklinik für Innere Medizin 4 – Pneumologie, Kepler Universitätsklinikum Linz.

Interdisziplinärer Konsens zur ILD-Früherkennung bei RA

Im Rahmen der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie (ÖGR) und der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) wurde ein Delphi-Algorithmus entwickelt, um den Umgang mit ILD bei RA zu optimieren. (1) Dazu erklärte Dozent Lang: „Unser Konsens lautet: Patientinnen und Patienten sollten über mögliche Symptome informiert, regelmäßig dazu befragt und klinisch untersucht werden.“ Rheumatologen sollten Patienten mit RA gezielt auf das ILD-Risiko hinweisen, insbesondere bei Personen mit Risikofaktoren, für die zumindest einmalig eine Computertomographie (CT) empfohlen wird.

Risikofaktoren für ILD bei RA

Bekannte Risikofaktoren für die ILD bei RA sind:

  • Rauchen
  • Seropositivität
  • Aktivität der RA
  • Männliches Geschlecht
  • Positive Familienanamnese
  • Alter etc.

Dabei wies Dozent Lang darauf hin, dass noch unklar ist, wie diese Faktoren zu gewichten sind: „Wir wissen nicht, ob das Vorliegen eines einzelnen Faktors problematischer ist als das Zusammenspiel mehrerer oder welcher Prädiktor der stärkste ist.“

Deshalb bleibt - bis belastbare Daten vorliegen - die Entscheidung für weiterführende Untersuchungen eine individuelle Abwägung: „Betreuen Sie RA-Patientinnen und -Patienten, befragen Sie sie gezielt und veranlassen Sie im Zweifelsfall eine CT-Untersuchung. Die Wahrscheinlichkeit, relevante Veränderungen zu entdecken, ist hoch.“

Internationale Leitlinie bestätigt Konsens

Auch die aktuellen Empfehlungen des American College of Rheumatology (ACR) zu systemischen Autoimmunerkrankungen (SARD) (2) decken sich weitgehend mit dem österreichischen Konsens. Wichtig ist auch hier das Shared Decision-Making: Ärztinnen und Ärzte sollen gemeinsam mit ihren Patientinnen und Patienten mit RA über das ILD-Risiko und eine mögliche Früherkennung sprechen.

Dozent Lang fasst die Screening-Empfehlungen zusammen: „Ein Lungenfunktionstest (PFT) ist besser als nur Anamnese und Status; eine hochauflösende Computertomographie (HRCT) ist besser als ein PFT. Am besten sollten wir aber beides zusammen machen!“ Hingegen wird eine Lungenbiopsie nicht empfohlen.

„Huckepack“-Screening mit Lungenkrebs?

In den letzten Jahren wurde immer wieder über das Für und Wider eines Lungenkrebs-Screenings diskutiert. Dieses Thema werde künftig noch relevanter, nicht nur im Hinblick auf Lungenkrebs, sondern auch bezüglich der Detektion von Lungenfibrosen. Zudem zeigen Daten aus den NLST- und NELSON-Studien, dass regelmäßige CT-Untersuchungen die Mortalität bei Lungenkrebs senken können. (3)

Die Rolle der ILAs

In einer Teilkohorte des NLST-Trials mit rund 1.000 Personen fanden sich bei knapp 10% interstitielle Auffälligkeiten. (4) Dies führte zur Diskussion um den Begriff „Interstitial Lung Abnormalities“ (ILAs), den zufällig entdeckten Veränderungen im CT, die noch keine eindeutige Erkrankung darstellen.

In dieser Studie wurden ILAs mit einem höheren Risiko für die Gesamtmortalität in Verbindung gebracht. Dabei könnte die höhere Sterblichkeitsrate teils mit Atemwegserkrankungen, insbesondere Lungenfibrose, erklärt werden.

„Fibrotische ILA schreiten oft fort und sind mit hoher Mortalität assoziiert“, unterstreicht Dozent Lang. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf Studien wie die Framingham-Heart-Studie, die eine ebenfalls erhöhte Mortalität bei ILAs nachweisen, auch wenn genaue Zusammenhänge noch weiter zu erforschen sind. (5)

Offene Fragen und Entwicklungen

Ein zentraler Punkt in der aktuellen Diskussion ist die Einordnung dieser Befunde im Rahmen des Lungenkrebs-Screenings. Die Fleischner Society hat eine Definition für ILAs veröffentlicht. Und es gibt Forschungsanstrengungen, um das Progressionsrisiko künftig besser abzuschätzen zu können. (6)

Dabei gilt besondere Aufmerksamkeit älteren Männern mit Raucheranamnese, die ein erhöhtes Risiko für idiopathische Lungenfibrose (IPF) haben. Für diese Gruppe könnte ein häufigeres Monitoring sinnvoll sein. (7)

Die Etablierung eines strukturierten Vorgehens sowohl im Rheuma-Management als auch im Lungenkrebs-Screening sei jedenfalls ein wichtiges Ziel, betont Dozent Lang abschließend. Bis dahin bleibe die individuelle Risikobewertung entscheidend.

Quelle: „Interstitielle Lungenerkrankungen“, Vortrag im Rahmen der 12. Pneumo Aktuell der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), Wien, 25.1.2025

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum pneumo