
Chronisch-entzündliche Hauterkrankungen im Kindesalter: Schlechterer Schlaf, mehr psychische Störungen
Juckreiz, Schlaflosigkeit, psychische Belastung – bei Kindern mit entzündlichen Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis, Psoriasis oder Urtikaria bleibt es oft nicht nur bei körperlichen Beschwerden. Eine aktuelle Analyse zeigt: Das Risiko für Komorbiditäten wie Schlafstörungen, Depressionen und Angststörungen ist deutlich erhöht. Warum Ärzte genauer hinschauen sollten – und wie frühzeitige Screenings helfen können.

Die Prävalenz von entzündlichen Hauterkrankungen im Kindesalter reicht von ca. 0,1 Prozent bei der Urtikaria über zwei Prozent bei der Psoriasis bis zu 20 Prozent bei der atopischen Dermatitis.
Neben häufigen Symptomen wie z. B. Pruritus und Schmerzen sorgen auch psychosoziale Komorbiditäten wie Schlaflosigkeit und psychische Störungen für eine stark beeinträchtigte Lebensqualität.
Psychosoziale Komorbiditäten kindlicher Hauterkrankungen untersucht
Um mehr über den Zusammenhang zwischen Hauterkrankungen und dem Risiko für die Entwicklung von psychosozialen Komorbiditäten zu erfahren, führten Dr. Caroline Mann, Universitätsmedizin Mainz, und Kollegen eine retrospektive Analyse bei jungen Patienten im Alter zwischen 5 und 17 Jahren durch (1).
Dazu zogen sie elektronische Gesundheitsakten eines US-amerikanischen Kooperationsnetzwerks von 55 Gesundheitsdienstleistern heran. Aus diesen riefen die Forscher Informationen von Patienten mit atopischer Dermatitis, Psoriasis oder Urtikaria sowie von einer Kontrollkohorte ab. Anschließend matchten sie die Gruppen mittels Propensity-Score.
Die Forscher werteten die Daten von 79.673 Kindern mit atopischer Dermatitis, 28.365 mit Psoriasis und 82.452 mit Urtikaria aus. Auch entsprechende Kontrollpersonen wurden in die Analyse einbezogen.
Höchstes Risiko für Schlafapnoe bei Psoriasis
Bei allen drei Erkrankungen hatten die Betroffenen ein signifikant erhöhtes Risiko für Schlafstörungen. Die Hazard Ratios (HR) betrugen 1,70 für die atopische Dermatitis, 1,71 für die Psoriasis und 1,73 für die Urtikaria (jeweils p = 0,0001).
Zum besseren Verständnis unterteilten die Autoren die Schlafstörungen weiter in Schlafapnoe, Insomnie und Hypersomie.
Das Risiko, eine Schlafapnoe zu entwickeln, war bei allen drei Krankheiten signifikant erhöht – am meisten bei Kindern mit Psoriasis (HR 2,10), gefolgt von atopischer Dermatitis (HR 1,82) und Urtikaria (HR 1,69; jeweils p = 0,0001). Die Wahrscheinlichkeit für eine Insomnie war nur bei Patienten mit Urtikaria (HR 1,40) und atopischer Dermatitis (HR 1,30; jeweils p = 0,0001) signifikant erhöht, jedoch nicht bei jenen mit Psoriasis (p = 0,129). Hingegen wiesen Betroffene aller drei Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für eine Hypersomnie auf: HR 3,22 bei Psoriasis, HR 1,93 bei Urtikaria und HR 1,46 bei atopischer Dermatitis (jeweils p = 0,0001).
Die drei Hauterkrankungen gingen auch mit einer größeren Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Depression und Angst einher. Psoriasis-Betroffene wiesen das höchste Risiko für eine Depression auf (HR 1,92). Bei Patienten mit Urtikaria war hingegen das Risiko für Angststörungen am größten (HR 1,62).
Erheblicher Bedarf an Screening-Untersuchungen
Die Autoren schlussfolgern, dass insbesondere bei Kindern ein erheblicher Bedarf an Screening-Untersuchungen auf diese Komorbiditäten besteht. Sie sollten in die Routineversorgung aufgenommen werden. Unbehandelte Schlafstörungen können nicht nur kardiovaskuläre und psychische Störungen verursachen, sondern auch zu verminderten schulischen Leistungen, Leistungsschwäche und einer insgesamt geringeren Lebensqualität führen.
Die Ergebnisse der Studie könnten für Ärzte von besonderem Interesse sein, um die Überwachung, Früherkennung und Therapie zu verbessern. Damit lässt sich möglicherweise das Auftreten dieser Komorbiditäten verhindern und so die Entwicklung von Kindern mit entzündlichen Hauterkrankungen bis ins Erwachsenenalter positiv beeinflussen.
- Mann C et al. Risk of developing sleep disorders and psychologic comorbidity in children with inflammatory skin diseases-A population-based study. J Am Acad Dermatol. 2025; S0190-9622(25)00191-4. doi:10.1016/j.jaad.2025.02.001