11. Feb. 2025Aus der Fachliteratur

MDD: Gestörte Signalverarbeitung zwischen Darm und Gehirn

Die Major Depression (MDD) ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Neben psychischen Symptomen wie depressive Stimmung und Anhedonie ändert sich meist auch das Essverhalten. Wie, das untersuchte ein deutsches Forscherteam.

Teenager-Mädchen mit Essstörung und gesundheitlichen Problemen lehnt frischen Salat beim Mittagessen zu Hause ab
Foto: AntonioDiaz/AdobeStock

Vor allem Betroffene, die unter schweren Depressionsverläufen leiden, berichten häufig über Veränderungen im Essverhalten. Viele Menschen mit Depressionen leiden unter einem allgemeinen Appetitverlust.

Andere hingegen entwickeln ein gesteigertes Essverhalten und sogar Heißhunger – besonders für süße Lebensmittel. Diese Veränderungen können dann eine Gewichtsveränderung nach sich ziehen. Trotz dieser Beobachtungen wurden bisher Präferenzen beim Essen von Patientinnen und Patienten mit Depressionen kaum erforscht.

Vorliebe für kohlenhydratreiche Nahrungsmittel bei Depression

In der vorliegenden Studie wurden 117 Personen, darunter 54 Patientinnen und Patienten mit Major Depression (MDD) und 63 gesunde Kontrollen, beobachtet. Mithilfe eines standardisierten Testverfahrens wurde ermittelt, welche Lebensmittel die Teilnehmenden besonders bevorzugten.

Dabei zeigte sich folgendes Muster: Patientinnen und Patienten mit Depression bewerteten fett- und proteinreiche Lebensmittel schlechter als gesunde Personen. Dagegen war ihre Vorliebe für kohlenhydratreiche Nahrungsmittel wie Süßigkeiten erhöht.

Bislang wurde vermutet, dass das Verlangen nach kohlenhydratreichen Lebensmitteln mit vermehrtem Appetit zusammenhängt. Die Forschenden konnten jetzt allerdings zeigen, dass dies nicht der Fall ist.

„Tatsächlich hängt der Hunger nach Kohlenhydraten eher mit der allgemeinen Schwere der Depression, besonders der Angstsymptomatik, zusammen“, erläutert Erstautorin Dr. Lilly Thurn. Depressive Menschen haben nicht nur weniger Appetit oder ziehen generell weniger Genuss aus Essen, sondern zeigen vielmehr eine spezifische Veränderung von Nahrungsvorlieben, die auf eine gestörte Signalverarbeitung zwischen Darm und Gehirn hindeutet.

Einschränkend fügen die Forschenden hinzu, dass es z.B. aufgrund des Querschnittsstudiendesigns nicht möglich war zu beantworten, ob die Ernährungspräferenzen für kohlenhydratreiche Lebensmittel bei Depressionen funktionell (d.h. symptomreduzierend) oder dysfunktional sind.

Diätetische Interventionen

Gezielte Ernährungsempfehlungen oder diätetische Interventionen könnten helfen, depressive Symptome zu lindern. „Besonders vielversprechend erscheinen in Zukunft Therapien, die auf die Verbindung von Darm und Gehirn abzielen.

Erste Studien zeigen bereits, dass Fasten oder auch probiotische Lebensmittel antidepressiv wirken können“, sagt Dr. Thurn. „Auch konnte untersucht werden, dass Menschen mit Depressionen Veränderungen in ihrem Mikrobiom aufweisen, die diverse Symptome verstärken könnten.“