3. Aug. 2023Sicherheit am Wasser

Badeunfälle: Sicheres Abkühlen im Wasser für Groß und Klein

Im Vorjahr sind in Österreich 33 Personen beim Baden gestorben. Mit wenigen Verhaltensregeln können Schwimmunfälle reduziert werden – ob im Urlaub am Meer oder daheim am Pool. Für Kinder sind auch seichte Gartenbiotope gefährlich.

Aufblasbares Spielzeugkrokodil im Schwimmbad
Berg/GettyImages

Plastik-Krokodile und andere Schwimmtiere nie alleine treiben lassen – sie könnten Kinder anlocken.

Bereits 13 Menschen sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit von Jänner bis Juni dieses Jahres ertrunken – noch vor Beginn der Sommerferien. Im Vorjahr waren es bundesweit insgesamt 33 Menschen.

Die Gründe für das Ertrinken seien vielfältig. Dennoch gebe es Risikosituationen, die besonders häufig vorkommen, sich aber auch relativ einfach entschärfen lassen – mit vier Maßnahmen:

1) langsam abkühlen

2) in Ufernähe bleiben

3) auf den Meeressog achten

4) Alkohol beim Baden meiden

Langsame Abkühlung auch für Gesunde

Eine zu große Temperaturdifferenz der heißen Körperoberfläche und kühlem Wasser kann zu Schwindel, massiven Kreislaufproblemen bis hin zum Herzversagen führen. „Eine allmähliche und langsame Abkühlung vor dem Baden ist für alle erforderlich“, betont dazu OA Dr. Fritz Firlinger, Leiter der Intensivstation der Barmherzigen Brüder in Linz.

Mit „alle“ meint der ÄKÖÖ-Notärztereferent auch die Gesunden – nicht nur etwa Herz-Kreislauf-Vorerkrankte.

Cave Seeüberquerung, lieber parallel zum Ufer

Es wird dazu geraten, beim Schwimmen in Ufernähe zu bleiben, denn am See oder Meer kann die Hilfe in Notfällen rascher erfolgen, wenn sich Badeunfälle nicht zu weit draußen ereignen. Wenn man schon weit hinausschwimmen oder eine Seeüberquerung unternehmen will, sollte man sich mit Flossen, Luftkissen oder einer Schwimmboje ausrüsten.

Eine sicherere Alternative schlägt die oberösterreichische Wasserrettung vor: „Die sportliche Leistung bleibt dieselbe, egal ob man in die Seemitte oder parallel zum Ufer schwimmt.“ Bei kälteren Wassertemperaturen kommt es zudem leichter zu Krämpfen. Und für Ungeübte können schon 30–40m zu viel sein, warnt die Wasserrettung davor, sich zu überschätzen.

Bei Brandungsrückstrom ruhig bleiben

Im Meer muss außerdem auf den gefährlichen Brandungsrückstrom geachtet werden. Der Meeressog ist unsichtbar und zieht Schwimmende vom Ufer weg auf das offene Meer. Hier gilt es Ruhe zu bewahren – selbst exzellente Schwimmerinnen und Schwimmer können gegen diese enormen Kräfte nicht anschwimmen.

Entweder man versucht, nach links oder rechts parallel zum Strand zu schwimmen und so allmählich aus der Strömung auszubrechen oder man lässt sich mittreiben. Nach etwa 100m oder mehr bricht der Rückstrom ab. Allerdings sollte man dann genügend Kraftreserven haben, um zurückzuschwimmen. Auch hier ist man mit Hilfsmitteln wie Flossen, Schwimmbretter oder am Körper befestigte Bojen sicherer unterwegs.

Egal ob am Pool, im See oder am Meer, ist es ratsam, Alkoholkonsum zu meiden. Dieser ist oft auch ein Grund für Schwimmunfälle. Alkohol führt dazu, sich zu überschätzen, viele werden risikobereiter. Alkohol habe daher beim Wasser, speziell wenn man auch Kinder zu beaufsichtigen hat, nie etwas zu suchen, mahnt die ÄKOÖ zur Zurückhaltung.

Wasser wirkt magisch auf Kinder

Bei Kleinkindern ist Ertrinken die häufigste Todesursache. Noch dazu würden Kinder lautlos ertrinken, warnen Prim. Dr. Harald Stöcher, Leiter der Unfallchirurgie, und Prim. Dr. Gerhard Pöppl, Leiter der Kinderabteilung, beide im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf, in einer Aussendung der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) davor, Kinder ohne Aufsicht in der Nähe von Wasser spielen zu lassen.

Wasser ziehe Kinder scheinbar „magisch“ an – unabhängig von ihren Schwimmkenntnissen. Sie könnten jedoch die Gefahren und die Wassertiefe noch nicht richtig einschätzen, erinnert Pöppl. Umso wichtiger sei es, dass Kinder schwimmen lernen. Aber selbst dann sollten Erwachsene sie immer beaufsichtigen, bis zum Alter von etwa zehn Jahren. „Ältere Kinder sollten mindestens zu zweit sein oder noch besser in der Gruppe bleiben“, empfiehlt der Kinderarzt.

Stimmritzenkrampf als Schockreaktion

Anders als bei Erwachsenen könnten Kinder auch schon bei einer geringen Wassertiefe eine Schockreaktion erleiden und die Orientierung verlieren. „Stimmritze und Rachen schließen sich und die Atmung wird blockiert“, erklärt Unfallchirurg Stöcher. Das führe dazu, dass Kinder bewegungslos und starr werden und daher lautlos und schnell untergehen, „sie ertrinken ohne einen Tropfen Wasser in der Lunge“.

Kleinkinder bis zu ca. fünf Jahren seien durch den überproportional großen Kopf besonders gefährdet: Sie fallen häufig mit dem Kopf voran ins Wasser und sind oftmals noch nicht in der Lage, Mund und Nase über Wasser zu halten. Dadurch könnten sie auch nicht mit den Händen wild herumplantschen oder um Hilfe schreien.

Pöppl unterstreicht, dass auch Stürze in Gartenbiotope in kurzen, unachtsamen Momenten weitreichende Folgen haben können wie den bereits erwähnten Schockzustand. Generell sollte man Gartenteiche, Regentonnen, Planschbecken und private Pools kindersicher machen – nicht nur für die eigenen Kinder, sondern auch für Nachbarskinder. Eine stabile und sichere Begrenzung schützt alle.

Pools sollte man außerdem zur Gänze verschließen, wenn sie nicht in Betrieb sind, am besten mit einer Abdeckung, die eine Belastung von 100kg aushält. Zusätzlichen Schutz bieten akustische Warnanlagen, sobald sich jemand dem Pool nähert oder außerhalb der Nutzungszeiten ins Wasser fällt.

Schwimmtiere sind kein Schutz

Um beim Badespaß auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen Fachleute das Tragen einer zertifizierten Schwimmweste. Denn Spielzeug wie Schwimmreifen, -tiere, -nudeln und Luftmatratzen würden nicht vor dem Ertrinken schützen. Das Gegenteil sei der Fall: „Die bunten, lustigen Schwimmtiere, die im Wasser treiben, können vor allem kleine Kinder ins Wasser locken.“

Gerade kleine Kinder könnten sich aber an den großen Schwimmtieren oft nicht festhalten, gibt Pöppl zu bedenken, und würden so in lebensbedrohliche Situationen geraten. Sein Appell: „Schwimmtiere daher nicht alleine im Wasser treiben und Kinder nie aus den Augen lassen!“ Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Badeunfall, erinnert Stöcher an den Erste-Hilfe-Algorithmus (siehe Kasten). Diese einfachen Handgriffe sollte man jederzeit im Urlaub parat haben – auch ohne Arzttasche, Defibrillator, Beatmungsmaske oder andere Hilfsmittel.

Erste Hilfe bei Ertrinken

1) Rettung verständigen (144 oder Euro-Notruf 112)

2) Person aus Wasser ziehen, dabei auf eigene Sicherheit achten

3) Kontrolle von Atmung und Bewusstsein: wenn Atmung, dann stabile Seitenlage und Beobachtung bis Rettungskräfte eintreffen

4) Wenn keine Atmung, dann Wiederbelebung bis zum Eintreffen der Rettung:

  • bei Kindern: zuerst 5x Beatmen, danach 30x Herzdruckmassage und 2 Beatmungen
  • bei Erwachsenen: abwechselnd 30x Herzdruckmassage und 2 Beatmungen