Remdesivir bei schweren Verläufen; Omikron tödlicher als Influenza
+++ Remdesivir bei schweren Verläufen wirksam – Anstieg von Coronainfizierten in Spitälern – APA-Faktencheck zu methodisch schwacher Studie zu Impftoten – Omikron verläuft tödlicher als Influenza +++
Remdesivir wirkt bei schweren Verläufen
Einer Schweizer Studie zufolge, die in "The Lancet Respiratory Medicine" veröffentlicht wurde, senkt Remdesivir die Sterblichkeit um rund zwei Prozent. Allerdings nur bei Patient:innen ganz ohne oder mit konventioneller Sauerstofftherapie. Bei den am schwersten vom Coronavirus betroffenen Patient:innen - denen, die eine sogenannte High-Flow-Sauerstofftherapie benötigten - sei die Beweislage hingegen nicht schlüssig, wie die Wissenschafter:innen schrieben. Dies könne damit zusammenhängen, dass nur wenige Daten zu dieser Gruppe von Betroffenen vorlagen. Negative Auswirkungen hatte die Therapie hingegen auch bei diesen Patient:innen nicht.
Die Ergebnisse bisherige Studien zum ursprünglich für Ebola entwickelten Medikament fielen widersprüchlich aus. Die Forschenden haben nun die individuellen Daten der Patient:innen aus acht klinischen Studien gesammelt und neu analysiert. Dabei handelt es sich um Daten von über 10.000 ungeimpften Patient:innen aus über 40 Ländern, die im Spital wegen Covid-19 behandelt worden waren. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit den aktuellen WHO-Richtlinien, die den Einsatz von Remdesivir für Patient:innen mit schwerer, aber nicht kritischer Covid-19-Infektion empfehlen.
In Bezug auf das Alter, das Vorhandensein von Begleiterkrankungen oder Subgruppen mit verschieden hohen Entzündungsmarkern zeigten sich keine Hinweise auf einen unterschiedlichen Nutzen des Wirkstoffs für die Patient:innen. Zudem führte eine Behandlung mit Remdesivir auch nicht zu einem früheren Spitalaustritt. Der Effekt von Remdesivir bei geimpften oder genesenen Personen müssten weitere Untersuchungen klären, hieß es in der Studie. (APA)
Anstieg von Coronainfizierten in Spitälern
Das Covid-Prognosekonsortium geht weiterhin von einem Anstieg der Coronainfizierten in den Spitälern aus. Innerhalb der vergangenen sieben Tage war die Zahl bereits um 43 Prozent auf 1.370 Betroffene angewachsen. Etwa ein Fünftel der Spitalsaufnahmen erfolgte aufgrund der Coronainfektion. Die Spitzenwerte des vergangenen Jahres werden aber kaum erreicht werden.
Auf den Normalstationen wird bis 8. März österreichweit ein Anstieg von 1.304 Corona-Positiven (Stand Dienstag, 21.2.2023) auf im Mittelwert 1.496 Betroffene erwartet. Die Schwankungsbreite liegt bei 1.156 bis 1.936 belegten Betten. Auf den Intensivstationen dürfte die Zahl der Covid-Kranken laut den Modellrechnern von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) annähernd gleich bleiben, am Vortag waren es 66.
Bei den Neuinfektionen zeigen die bis 16. Februar vorliegenden Daten aus dem Abwassermonitoring einen Aufwärtstrend. Die tatsächlich gemeldeten Infektionszahlen im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) stagnieren dagegen inzwischen und sind in einigen Bundesländern bereits rückläufig, erläuterten die Experten die unsichere Datenlage bei den Fallzahlen. (APA)
APA-Faktencheck zu fragwürdiger Studie zu Covid-Impfungen
Eine Untersuchung mit zahlreichen methodischen Fehlern und vielen Schwächen, die einer wissenschaftlichen Vorgehensweise widersprechen behauptet, dass es Hunderttausende Tote nach Covid-Impfungen alleine in den USA gebe. Diese Publikation mit dem Namen "The role of social circle COVID-19 illness and vaccination experiences in COVID-19 vaccination decisions: an online survey of the United States population" wurde am 24. Jänner auf einem Portal von "BioMed Central (BMC)" veröffentlicht, wo sich auch zahlreiche andere peer-reviewte Studien finden.
Während Studien, die peer-reviewt wurden, normalerweise qualitativ hochwertig sind, wird in diesem Fall gleich unter dem Titel darauf verwiesen, dass bei der Interpretation der Studie Vorsicht geboten ist und sie Gegenstand von Kritik ist (Original: "Readers are alerted that the conclusions of this paper are subject to criticisms that are being considered by editors. Specifically, that the claims are unsubstantiated and that there are questions about the quality of the peer review.")
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von 2.840 Teilnehmer:innen, die zu ihren Erfahrungen mit Covid-Erkrankungen und Covid-Impfungen befragt worden sind. Dabei wurde unter anderem erhoben, wie viele Personen jemanden mit Gesundheitsschäden nach einer Covid-Erkrankung oder mit Gesundheitsproblemen nach einer Covid-Impfung kennen. Daraus schlussfolgert der Studienautor, dass sich Menschen, die jemanden mit Covid-Folgeschäden kennen, eher impfen lassen, während Personen, die jemanden mit Gesundheitsproblemen nach einer Covid-Impfung kennen, sich weniger impfen lassen.
Doch diese Schlussfolgerung steht wissenschaftlich auf dünnem Eis, da die Einschätzung, was Folgeschäden einer Covid-Erkrankung sowie einer Covid-Impfung sind, hier alleine den befragten Personen obliegt. Gerade bei einer Impfung besteht die Gefahr, dass gesundheitliche Symptome in zeitlichem Abstand zur Impfung fälschlicherweise der Behandlung zugesprochen werden. Während eine Covid-Erkrankung tatsächlich zu zahlreichen gesundheitlichen Folgeschäden führen kann (RKI und Gesundheit.gv zu Long Covid), sind vor allem schwere gesundheitliche Komplikationen durch eine Impfung vergleichsweise selten (BASG-Bericht und APA-Faktencheck zu Impfnebenwirkungen).
Doch der Studienautor belässt es nicht bei dieser Analyse, sondern will anhand der Angaben der Teilnehmer der Online-Umfrage auch einen Gesamtwert für Menschen in den USA berechnen, die durch eine Covid-Impfung gestorben sein könnten. Dabei geht er davon aus, dass er das Verhältnis der in der Umfrage gemeldeten mutmaßlichen Covid-Folgen zu den mutmaßlichen Impffolgen mit Hilfe von offiziellen Daten auf das gesamte Land ummünzen kann. Somit kommt er auch auf angeblich bis zu 278.000 mögliche Impftote.
Auch hier sei laut Faktencheck festzuhalten, dass die Angaben der Partizipierenden Laieneinschätzungen sind und keine ärztlichen Diagnosen. Einen Zusammenhang zwischen einem Todesfall und einer Impfung festzustellen, bedarf gesundheitlicher Untersuchungen, die keinesfalls durch Angaben in einer anonymen Online-Umfrage zu ersetzen sind. Es gibt auch keine Garantie dafür, dass die Antworten der Wahrheit entsprechen.
Darüber hinaus wurden in der Rechnung mehrere methodische Fehler begangen. Für die Berechnungen werden Zahlen aus der Datenbank VAERS der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC herangezogen. Dabei wurde nicht beachtet, dass die dort gemeldeten Nebenwirkungen und Todesfälle nur in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung stehen und keineswegs kausal sein müssen. Jede Person kann diese vermuteten Folgeschäden melden.
Neben den bereits erwähnten methodischen Schwächen werden auch noch andere Punkte an der Studie kritisiert. Der australische Epidemiologe Gideon Meyerowitz-Katz weist etwa darauf hin, dass in der Online-Umfrage gar nicht nach Todesfällen gefragt worden war, sondern die angeblichen Todesfälle aus einer Frage mit freier Antwortmöglichkeit stammten (Twitter-Thread zur Studie). In den Antwortbögen gebe es zudem Hinweise, dass auch mögliche Todesfälle durch Krebs, Diabetes oder Covid-19 als mutmaßliche Impftote eingestuft worden sind. Darüber hinaus würden mehrere Schritte bei der Kalkulation der Zahlen wenig Sinn ergäben. (APA)
Omikron verläuft tödlicher als Influenza
Die Ergebnisse einer schweizer Kohortenstudie mit 5.212 Patient:innen aus 15 Spitälern zeigte, dass die Sterblichkeit von hospitalisierten Personen mit Omikron gegenüber Influenzainfizierten signifikant erhöht ist. Konkret war die Sterblichkeit an den ersten 30 Hospitalisierungstagen bei an der Omikron-Variante Erkrankten rund 1,5-mal höher als bei der Vergleichsgruppe. Die Aufnahme in Intensivstationen unterschied sich bei den Erkrankungen hingegen nicht. Die Ergebnisse wurden im JAMA Network Open publiziert.