Aktuelle Corona-Varianten haften stärker und länger; Subvariante XBB.1.5 in Europa angekommen
+++ Aktuelle SARS-CoV-2-Varianten haften schneller, länger, stärker – Tests für China-Einreisende: Nutzen für Popper überschaubar, aber da – WHO sieht Anzeichen für Ausbreitung von XBB.1.5 in Europa – Zweifel an Wirksamkeit von AstraZeneca-Mittel bei Subvariante XBB.1.5 – Spitals- und Fallzahlen in Österreich weiterhin rückläufig – Bereits 20 Mio. Corona-Impfungen in Österreich verabreicht +++
Aktuelle SARS-CoV-2-Varianten haften schneller, länger, stärker
Die stachelartigen Fortsätze (Spikes) der aktuellen SARS-CoV-2 Varianten "Delta" und "Omikron" docken schneller, stärker und länger an menschliche Zellen an als jene Spielarten der Coronaviren zu Beginn der Pandemie, berichten österreichische Forscher im Fachjournal "Nature Communications" (https://doi.org/10.1038/s41467-022-35641-3). Die Krankheitserreger werden dadurch rascher aufgenommen und wahrscheinlich weniger leicht durch Luftstrom, Schleim oder Blutfluss von den Wirtszellen abgelöst.
Ein Team um Peter Hinterdorfer vom Institut für Biophysik der Universität Linz untersuchte mittels Rasterkraftmikroskopie und Computersimulationen, wie die Coronaviren-Spikes an der Oberfläche menschlicher Zellen anhaften. Die aus drei identischen Bauteilen aufgebauten Spikes verändern beim Andocken an ACE2 Eiweißstoffe auf der Zelloberfläche rasch ihre Form, berichten die Forscher. Dadurch rotieren ihre Greifzonen (Rezeptorbindungsdomänen) in einer bogenförmigen Bewegung und decken zusammen fast einen ganzen Kreisbereich von 360 Grad ab, schrieben sie.
"Als hochdynamische molekulare Greifzange bildet es so bis zu drei enge Bindungen mit dem auf der Zelloberfläche befindlichen ACE2", erklären die Forscher. Bei den Spikes der Delta- und Omikron-Varianten sei die Bindung des Virus an den ACE2-Molekülen der Wirtszellen im Vergleich zur Ursprungsvariante (Wuhan-1) deutlich verstärkt und verlängert. Die Delta-Variante haftet vor allem schneller und Omikron zehnmal länger.
Die veränderte Bindungsdynamik der aktuell zirkulierenden Varianten steigert ihre Infektiosität und die Virenübertragung, so das Forscherteam. Zu diesem zählte auch der österreichische Molekularbiologe Josef Penninger, der das Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) leitet. (APA)
Tests für China-Einreisende: Nutzen für Popper überschaubar, aber da
Als "überschaubar, aber da", bezeichnete der Simulationsforscher Niki Popper den Nutzen der seit kurzem auch von Österreich eingeführten Corona-Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik China. Mit der damit verbundenen Maßnahme, das Abwasser aus Flugzeugen auf Erbgut des SARS-CoV-2-Erregers zu untersuchen, könnten über den Flugverkehr ankommende neue Virus-Varianten vermutlich etwas früher erkannt werden als mit den Routine-Abwassertestungen hierzulande.
Letztere würden neue Abkömmlinge, die sich potenziell breiter in der Bevölkerung durchsetzen, sehr verlässlich ans Tageslicht bringen. Mit einem Fokus auf die Flughäfen könnte man diese mitunter ein paar Tage früher sehen, glaubt der Forscher von der Technischen Universität (TU) und vom TU Wien-Spin-off-Unternehmens dwh.
Keinen Illusionen sollte man sich jedoch hingeben, dass mit dem genaueren Hinsehen bei Reisenden, die direkt aus dem mit einer massiven Covid-19-Welle konfrontierten Land kommen, und ohne Maßnahmen wie etwa Einreisestopps ein relevanter Effekt auf das Infektionsgeschehen hierzulande einhergeht, so der Forscher. Käme es durch China-Einreisende tatsächlich zu merkbaren Veränderungen im Infektionsgeschehen, müsste das zudem zuerst um Flughafen-Standorte mit sehr hohem Passagieraufkommen sichtbar werden. Dazu zählt Österreich im internationalen Vergleich nicht. (APA)
WHO sieht Anzeichen für Ausbreitung von XBB.1.5 in Europa
Die Sublinie XBB.1.5 der Coronavirus-Variante Omikron ist nach WHO-Angaben auch in Europa auf dem Vormarsch. Jüngste Daten aus einigen Ländern der Region fingen an, auf die zunehmende Präsenz von XBB.1.5 hinzudeuten, sagte der Direktor des WHO-Regionalbüros Europa, Hans Kluge, am Dienstag, 10.1., bei einer Online-Pressekonferenz in Kopenhagen. Fälle würden in kleiner, aber wachsender Zahl entdeckt. Man arbeite daran, die potenziellen Auswirkungen davon zu bewerten.
Nach drei langen Pandemiejahren könne man sich keinen weiteren Druck auf die Gesundheitssysteme leisten. Hinsichtlich der verschärften Corona-Lage in China teilte Kluge die aktuelle Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, dass der Anstieg der dortigen Fallzahlen die epidemiologische Lage in Europa voraussichtlich nicht größer beeinflussen wird. Den verfügbaren Informationen zufolge seien die in China zirkulierenden Varianten diejenigen, die auch schon in Europa und anderswo gesehen worden seien.
Man dürfe jedoch nicht selbstgefällig werden, sagte Kluge. Es sei nicht unangebracht, dass Länder Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerungen ergriffen. Die Staaten, die vorsorgliche Reisemaßnahmen einführten, sollten aber darauf achten, dass diese in der Wissenschaft verwurzelt, angemessen und diskriminierungsfrei seien. (APA/dpa)
Zweifel an Wirksamkeit von AstraZeneca-Mittel bei Subvariante XBB.1.5
Die US-Arzneimittelbehörde FDA stellt die Wirksamkeit des Covid-Mittels Evusheld des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca bei der hochansteckenden Omikron-Subvariante XBB.1.5 infrage. Die Behörde erwartet zwar nach eigenen Angaben weitere Daten zur Beurteilung, wie Evusheld gegen die Variante wirke. Die FDA gehe aber davon aus, dass das Antikörpermedikament die Subvariante nicht neutralisiere. Die neue Variante XBB.1.5 breitet sich aktuell schnell in den USA aus.
Letzten Mittwoch (4.1.) hatte sich bereits die Weltgesundheitsorganisation (WHO) besorgt über die neue Coronavirus-Variante gezeigt. Die im Oktober entdeckte Variante sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, hieß es. Sie breite sich nach den vorliegenden Gen-Analysen des Virus vor allem in den USA und Europa aus und sei bereits in 29 Ländern nachgewiesen worden. Es handle sich um eine Untergruppe der seit Ende 2021 zirkulierenden Omikron-Variante. Eine Risikoanalyse sei in Arbeit und werde in Kürze veröffentlicht. (APA/Reuters/dpa)
Spitals- und Fallzahlen in Österreich weiterhin rückläufig
Der Abwärtstrend bei den Corona-Zahlen setzt sich fort. Das Prognosekonsortium geht in seinem Mittwochs-Update (11.1.) von einem leichten Rückgang der Infizierten auf Normalstationen aus – von 976 am (gestrigen) Dienstag auf 892 in zwei Wochen (Schwankungsbreite 706 bis 1.127 belegte Betten. Der Intensivbelag dürfte annähernd gleich bleiben (Dienstag: 77 Infizierte). Bei den Neuinfektionen zeigen Abwassermonitoring und offizielle Testzahlen ebenfalls eine rückläufige Entwicklung. (APA)
Bereits 20 Mio. Corona-Impfungen in Österreich verabreicht
Letzten Mittwoch (4.1.) ist die 20-millionste Covid-Schutzimpfung in Österreich verabreicht worden. Exakt 6.746.702 Menschen in Österreich haben bisher zumindest eine Impfung erhalten, das sind fast drei Viertel der Gesamtbevölkerung (74,2 Prozent). "Die Impfung hat Tausende Todesopfer in Österreich verhindert und Zehntausenden Menschen schwere Erkrankungen erspart. Der Nutzen übersteigt das Risiko um ein Vielfaches", betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).
5,1 Millionen Personen (56,2 Prozent) haben ihre Grundimmunisierung aus drei Impfungen abgeschlossen und 1,6 Millionen sind darüber hinaus mit mindestens einem weiteren Stich aufgefrischt. Bei Risikogruppen sind die Durchimpfungsraten noch höher: Mehr als 80 Prozent der Menschen im Alter über 75 Jahre haben ihre Grundimmunisierung abgeschlossen, mehr als die Hälfte hat sich bereits ihre Auffrischungsimpfung geholt.
"Die Impfung ist eine Erfolgsgeschichte", freute sich Rauch in der Aussendung. "Sie ist die Voraussetzung, dass Österreich die Pandemie gut bewältigt hat – und bisher auch ohne große Coronawelle durch diesen Winter gekommen ist." Die ersten Dosen in Österreich waren vor fast genau zwei Jahren, am 27. Dezember 2020, verimpft worden.
Nach der Immunisierung komme es häufig zu harmlosen Reaktionen, etwa Schmerzen an der Einstichstelle, leichtem Fieber oder Abgeschlagenheit. Sie sind eine Folge der Immunantwort auf die Impfung. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu unerwarteten und schädlichen Reaktionen wie Herzmuskelentzündungen oder Thrombosen. Diese könnten im Regelfall gut behandelt werden, betonte das Gesundheitsministerium.
Bis Ende vergangenen Jahres wurden 50 Fälle von Impfschäden anerkannt. 38 von ihnen erhielten eine einmalige pauschalierte Geldleistung, zwölf Personen erhalten wiederholte Zahlungen in Form von Rentenleistungen. Nach neuen Studien schützt die Impfung aber auch vor möglichen Langzeitfolgen (Long Covid), hieß es seitens des Ministeriums. (APA)