Wie spart man bei COPD-Exazerbationen Steroide?
Wird bei Patienten mit COPD-Exazerbationen die Zahl der eosinophilen Granulozyten im Blut als Entscheidungshilfe herangezogen, so kann der Einsatz systemischer Steroide reduziert werden, ohne dass die Patienten dadurch klinische Nachteile hätten. Dies zeigen die im Rahmen des ERS 2022 vorgestellten Ergebnisse der Studie STARR2.
Die Exposition gegenüber systemischen Steroiden zu reduzieren, ist generell ein wichtiges Ziel in der Behandlung von Atemwegserkrankungen. Im Falle der COPD ist deren Einsatz weitgehend auf das Management schwerer Exazerbationen reduziert, in dessen Rahmen die Verwendung systemischer Steroide allerdings Standard ist. Das birgt Risiken für die Patienten, denn rezente Studiendaten zeigen, dass bei COPD-Patienten die kumulative Dosis oraler Kortikosteroide mit Mortalität assoziiert ist. Auch wenn diese nur für kurze Zeit eingesetzt werden, steigt das Risiko von Sepsis, tiefen Beinvenenthrombosen und Frakturen.1
Damit stelle sich die Frage, ob der Einsatz oraler Steroide bei COPD-Exazerbationen alternativlos ist und ob tatsächlich alle Patienten gleichermaßen von dieser Medikation profitieren, so Prof. Dr. Mona Bafadhel vom King's College London, die auch darauf hinweist, dass bislang weniger als 1.000 Patienten in dieser Indikation in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien eine Behandlung mit oralen Kortikosteroiden erhielten.
Damit stelle sich die Frage, ob und wie jene Patienten identifiziert werden können, bei denen ein Vorteil durch die Therapie zu erwarten ist. Einen potenziellen Biomarker, der für diese Entscheidung herangezogen werden kann, stellt die Eosinophilen-Zahl im Blut dar. Bafadhel betont, dass die Machbarkeit dieser Strategie bislang in mehreren kleineren bzw. offenen Studien gezeigt wurde.2,3 Auf dieser Basis wurde schließlich die multizentrische, placebokontrollierte, randomisierte Studie STARR2 (Stratified TreAtment to Reduce Risk in COPD)4 geplant. In STARR2 erfolgten die Bestimmung der Eosinophilenzahl (mittels eines point of care-Messgeräts) und die weitere Behandlung der Patienten im allgemeinmedizinischen Bereich (Primary Care). Schwellenwert für eine Behandlung mit oralem Prednisolon war ein Anteil eosinophiler Granulozyten am weißen Blutbild von zwei Prozent. Patienten mit weniger als zwei Prozent Eosinophilen erhielten Placebo. Im Kontrollarm wurden alle Patienten leitliniengerecht mit Prednisolon behandelt. Primärer Endpunkt der Studie war Therapieversagen zu Tag 30 und Tag 90. Darüber hinaus wurden mehrere sekundäre Endpunkte, darunter die Lungenfunktion, bestimmt.