Magentumoren – Neue Therapieansätze
Zwei Beiträge bei einem wissenschaftlichen Symposium zum Magenkarzinom zeigten auf, dass die molekulare Stratifizierung der Tumoren zu besseren Therapieerfolgen führt, und zwar sowohl in der kurativen Situation als auch bei lokal fortgeschrittener bzw. metastasierter Erkrankung.
Interdisziplinäre Therapiekonzepte im kurativen Setting wurden von Prof. Sylvie Lorenzen, Klinikum rechts der Isar der TU München, vorgestellt. Die Prognose beim lokal fortgeschrittenen Magen- bzw. Ösophaguskarzinom ist bei denjenigen Patienten am günstigsten, die eine perioperative Chemotherapie (CT) und eine Resektion erhalten, wie auch von den ESMO-Guidelines 2016 empfohlen (Smyth et al., Ann Oncol 2016; 27(suppl 5):v38-v49). Der neue Standard für die CT ist hierbei das FLOT-Regime, dass gegenüber dem bisher eingesetzten ECF/ECX einen 15-monatigen Überlebensvorteil bietet (FLOT4-Studie; Al-Batran et al., Lancet 2019; 393:1948). Ist die perioperative CT die optimale Therapie für jeden Patienten mit resektablem Magenkarzinom? Dieser Frage widmen sich zwei laufende Studien in Australien und Deutschland und vergleichen diese Therapieoption mit einer neoadjuvanten Radiochemotherapie (RCTX), wie sie auch beim Ösophaguskarzinom nach den Guidelines zur Auswahl steht (Lordick et al., Ann Oncol. 2016; 27(suppl 5):v50-v57).
Siegelringzellhaltige Karzinome sind prognostisch schlechter; die Frage stellt sich, ob sie ähnlich wie die intestinal differenzierten Magenkarzinome von der perioperativen CT profitieren. Eine französische Registerstudie zweifelte dies an. Doch ergab eine Subgruppenanalyse der FLOT4-Studie kein Rational, Siegelringkarzinome von der perioperativen CT auszuschließen (Al-Batran et al., ESMO 2017, Abstr. LBA27). Eine weitere Studie, die nur Patienten mit Siegelringkarzinomen einschloss, zeigte einen klaren Vorteil für die perioperative CT gegenüber einer adjuvanten CT (Eveno et al., ASCO 2019, Abstr. 4019).
Unter den molekularen Subgruppen des Magenkarzinoms sind die HER2-positiven Tumoren, welche häufig vom chromosomal instabilen Typ sind, Kandidaten für eine zielgerichtete Therapie. Hinzufügen des anti-HER2-Antikörpers Trastuzumab zum perioperativen FLOT-Regime verbesserte die Rate an kompletten pathologischen Remissionen (pCR) von ca. 10 auf 21% (Hofheinz et al., ASCO 2014, Abstr. 4073). Die neue PETRARCA-Studie schloss Patienten mit resektablen Adenokarzinomen des ösophagogastralen Übergangs ein, die perioperativ mit FLOT-Trastuzumab plus Pertuzumab als zusätzlichem HER2-Antikörper behandelt wurden. Durch die doppelte HER2-Blockade wurde eine signifikante Steigerung der pCR auf 35% und auch eine erhöhte Rate nodal negativer Patienten erreicht, allerdings um den Preis häufigerer Leukopenie und Diarrhö (Hofheinz et al., ASCO 2020, Abstr. 4502; Al-Batran et al., ESMO 2020, Abstr. 1421). Ob dies zu einem Überlebensvorteil führen wird, bleibt abzuwarten.