Deutschpflicht in Pausen: „Mit Kindeswohl nicht in Einklang zu bringen“
Deutsch als Pausensprache vorzuschreiben, wie es die ÖVP mit der FPÖ in Niederösterreich plant, ist für die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) eine „Missachtung der Kinderrechte“. Warum ungezwungene Pausengespräche sogar das Deutschlernen fördern, erklärt ÖGKJP-Vizepräsident Univ.-Prof. Dr. Paul Plener im Interview.
medonline.at: In der ÖGKJP-Aussendung1 zu den niederösterreichischen VP-FP-Plänen von Deutsch als Pausensprache ist sogar die Rede von einer „Missachtung der Kinderrechte“. Warum haben Kinder ein Recht auf die Muttersprache?
Paul Plener: Es geht vor allem um den Artikel 2 der UN-Kinderrechtskonvention, die auch in Österreich ratifiziert wurde, nämlich um das Diskriminierungsverbot, laut dem die Kinderrechte unabhängig u.a. vom Geschlecht, von der Ethnie, der Hautfarbe und eben auch der Sprache zugestanden werden müssen. Es wird also hier explizit auch auf die Sprache verwiesen und unsere Stellungnahme bezieht sich auf diesen besagten Artikel.
Die ÖGKJP hat auch angemerkt, dass in der niederösterreichischen Landespolitik die Rechte von Kindern und Jugendlichen aus anderen Kulturen in den letzten Jahren „bereits mehrfach missachtet“ worden seien. Was meinen Sie damit konkret?
Das eine war die Anhaltung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten hinter Stacheldrahtzaun mit Wachpersonal, das entsprechend auch gerichtsanhängig wurde (endete mit Freispruch für FP-Landesrat Gottfried Waldhäusl, Anm.d.Red.). Und zuletzt die öffentlich-mediale Abqualifizierung von AHS-Schülerinnen wieder durch den Asyl-Landesrat. Das sind aktuelle Beispiele, wo man Kinder aus der Gesellschaft ausschließt.