ESC: Kardiovaskuläre Auswirkungen von E-Zigaretten
Studien zu den kurzfristigen Effekten von elektronischen Zigaretten auf das Herz-Kreislauf-Systemen zeigen Veränderungen hämodynamischer Parameter.
E-Zigaretten werden angesichts der geringeren Anzahl an Inhaltsstoffen und des Fehlens einer Verbrennung als gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten beworben. Bei diesen Devices, die in den frühen 2000er Jahren von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in China erfunden wurden, wird Dampf ohne Rauch erzeugt, wie Assoc. Prof. Dr. Maryam Kavousi vom Erasmus University Medical Center in Rotterdam in einem Interview auf ESC TV erklärt. Die Lösung, die dabei verdampft wird, kann Nikotin enthalten, muss aber nicht. „Leider hat die Verwendung von E-Zigaretten in den vergangenen Jahren zugenommen. Basierend auf den Daten der WHO ist die Nutzung von E-Zigaretten bei Jugendlichen alarmierend. In allen WHO-Regionen weltweit haben Jugendliche im Alter von 13–15 Jahren E-Zigaretten in höheren Raten verwendet als Erwachsene. Die Statistiken sind also besorgniserregend“, warnt die Expertin.
In diesem Zusammenhang stellt sie auch infrage, wie sehr sich E-Zigaretten für die Raucherentwöhnung eignen: „Die begrenzten Beweise für die Raucherentwöhnung mit E-Zigaretten basieren auf Studien mit geringer bis mäßiger Evidenz. Aufgrund dieser Untersuchungen wisse man, dass E-Zigaretten beispielsweise im Vergleich zur Nikotinersatztherapie mit Pflastern oder rein verhaltensbezogenen Interventionen zu einer verbesserten Raucherentwöhung führen können“, fasst Kavousi zusammen. Allerdings gebe es keine ausreichenden Beweise für die langfristige Wirksamkeit.
Erhöhtes Risiko für Herzinfarkte
Aus Studien, die sich mit den kurzfristigen Auswirkungen von E-Zigaretten auf das Herz-Kreislauf-System befassen, wisse man allerdings, dass die Verwendung von elektronischen Nikotinabgabesystemen zu Veränderungen der hämodynamischen Parameter führt. So waren beispielsweise ein Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks, ein Anstieg der Parameter der Gefäßsteifigkeit sowie ein Anstieg der Herzfrequenz zu beobachten. „Langfristig führt all dies zu einem Anstieg der kardiovaskulären Ereignisse“, so Kavousi.
„Basierend auf den begrenzten epidemiologischen Beobachtungsbeweisen, die wir haben, wissen wir, dass E-Zigaretten mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte verbunden sind“, betont die Expertin. Wiederum basierend auf diesen begrenzten Beweisen könnte dieses Risiko geringer sein als das Herzinfarktrisiko, mit herkömmlichem Tabakrauchen assoziiert ist“, erklärt Kavousi weiter. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass es sich hierbei um Kurzzeitstudien handelt. „Auf Basis dessen, was wir über die akuten Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Herz-Kreislauf-Funktion und -Parameter wissen, erwarten wir, dass das Risiko sich im Laufe der Zeit kumuliert und es einen Zeitpunkt gibt, an dem sich diese akuten Auswirkungen in langfristige Risiken für klinische kardiovaskuläre Ereignisse umwandeln“, warnt die Expertin.
Einsatz nur unter ärztlicher Beratung
In einem Positionspapier* der European Association of Preventive Cardiology (EAPC), das die kardiovaskulären Auswirkungen von E-Zigaretten untersuchte, kamen die Autorinnen und Autoren unter Leitung von Kavousi zum Schluss, dass die kardiovaskulären Auswirkungen von E-Zigaretten nicht bekannt sind. Außerdem sollten demnach E-Zigaretten nicht als kardiovaskulär sicheres Produkt betrachtet werden. „Und wir haben auch erwähnt, dass es begrenzte Beweise gibt, die darauf hinweisen, dass E-Zigaretten als Maßnahme zur Raucherentwöhnung nützlich sein könnten. Aber sie sollten mit verhaltensbezogener Therapie ergänzt und im klinischen Setting unter regelmäßiger und enger klinischer Beratung verwendet werden“, betont Kavousi.