16. März 2022Covid-19 Update 16.03.2022

Schweizer Nasenspray-Impfung geht in klinische Phase; Infektionszahlen steigen österreich- und weltweit

+++ Klinische Studie für nasalen Corona-Impfstoff in Vorbereitung Long-Covid-Symptome primär auf Infektion zurückzuführen – Biontech: Bei Omikron-Impfstoff läuft alles nach Plan – Österreich bei Corona-Infektionen und bei hospitalisierten Covid-Kranken im europäischen Spitzenfeld – WHO meldet Zunahme der weltweit gemeldeten Fälle – Lamprecht: „Sommer 2022 nicht ungenutzt verstreichen lassen“ +++

Coronavirus Warnung
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Klinische Studie für nasalen Corona-Impfstoff in Vorbereitung

Ein Team um den Berner Virologen Volker Thiel hat mit dem Basler Biotechunternehmen RocketVax AG eine dreijährige Forschungskooperation unterzeichnet, um einen nasalen Corona-Impfstoffkandidaten für klinische Studien weiterzuentwickeln. Das teilte das Schweizer Nationale Forschungsprogramm "Covid-19" (NFP78) am Mittwoch, 16.3., mit, in dessen Rahmen die ersten Entwicklungsschritte des Vakzins unternommen wurden.

Die derzeit zugelassenen Impfstoffe gegen das Coronavirus schützen zwar vor schweren Verläufen und Tod, doch Ansteckungen verhindern sie nicht. Erreichen ließe sich dies, wenn die Impfung dort eine Immunantwort induziert, wo das Virus in den Körper eindringt - in den Schleimhäuten der oberen Atemwege. An einem solchen Impfstoff, der als Nasenspray verabreicht werden soll, forschen Volker Thiel vom Institut für Virologie und Immunologie der Universität Bern und seine Kolleginnen sowie Kollegen der Universität Bern, der Universität Genf, der Freien Universität Berlin und des Friedrich-Löffler-Instituts.

Nun konnten sie mit RocketVax AG ein Biotechunternehmen gewinnen, mit dem sie den Impfstoff für eine klinische Studie der Phase 1 vorbereiten werden. Es handelt sich um einen abgeschwächten Lebendimpfstoff, der im Hamstermodell einen starken Immunschutz in den oberen Atemwegen hervorrufen konnte, wie die Forschenden bereits zeigen konnten.

Ein Vorteil des Impfstoffs ist, dass er auch bei neuen Virusvarianten würde, weil er alle Virusproteine und nicht nur das Spike-Protein beinhaltet. Zudem würde die Verabreichung über ein Nasenspray nicht nur vor Ansteckungen schützen, sondern wäre auch einfacher zu handhaben als Spritzen. Stabil soll der Impfstoff auch bei höheren Temperaturen sein, was Transport und Lagerung vereinfachen würde. Laut der Mitteilung eröffnet die Forschungskooperation die Perspektive, "nach erfolgreichem Abschluss der klinischen Studien künftig einen Impfstoff in der Schweiz zu produzieren und weltweit zur Verfügung zu stellen", so die Hoffnung. (APA/sda)

Long-Covid-Symptome primär auf Infektion zurückzuführen

Eine Studie des Universitätsspitals und der Universität Genf (HUG) mit über 1.400 Personen zeigt, dass lang anhaltende Symptome, die mit Long Covid in Verbindung gebracht werden, größtenteils mit einer durchgemachten Corona-Infektion zusammenhängen. Die Symptome sind demnach nur in geringerem Masse auf die indirekten Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen. Das berichteten die Forscher um Mayssam Nehme, Ärztin am HUG, in der Fachzeitschrift "Journal of Internal Medicine" (https://doi.org/10.1111/joim.13482).

Die Wissenschafter hatten insgesamt 1.447 Personen während eines Jahres begleitet, von denen 20 Prozent positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. 80 Prozent hatten ein negatives Testergebnis erhalten. Die Ergebnisse bestätigten, dass die Hauptursache der lang anhaltenden Symptome eine Infektion mit dem Virus sei, sagte Nehme am Dienstag, 15.3. Dennoch müssten die indirekten Auswirkungen der Pandemie mitberücksichtigt werden. Dazu zählen etwa Lockdowns sowie soziale und wirtschaftliche Auswirkungen.

Denn während die Personen, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, häufiger als die Kontrollgruppe von lang anhaltender Müdigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten berichteten, waren die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden in beiden Gruppen schlecht. Angst und Depressionen kamen in der Kontrollgruppe sogar häufiger vor.

Dennoch berichteten deutlich mehr der SARS-CoV-2-positiven Personen, noch nach zwölf Monaten beeinträchtigt zu sein. Dies traf auf rund 30 Prozent zu, während es in der Kontrollgruppe etwa sieben Prozent waren. "Dieser Verlust an Leistungsfähigkeit wirkt sich auf die sozialen, beruflichen und persönlichen Aspekte des Lebens aus. Er könnte daher erhebliche Kosten für die Gesellschaft insgesamt verursachen", so Nehme.

Zumal Long Covid praktisch alle treffen kann, wie die Studie zeigte, auch Junge sowie Personen ohne medizinische oder psychiatrische Vorgeschichte. Es sei klar ersichtlich, dass es sich bei Long Covid um eine komplexe Erkrankung handle, die das tägliche Leben beeinträchtigen könne. "Es ist daher notwendig, eine angemessene Betreuung einzurichten", schloss Letztautor Idris Guessous.

In die Studie eingeschlossen wurden Personen, die zwischen April und Juli 2021 positiv getestet wurden, zu einer Zeit, als die Alpha-Variante grassierte. Gemäß der Mitteilung handelte es sich dabei um die erste größere Studie, in der die Langzeitfolgen von positiv Getesteten über einen Zeitraum von einem Jahr mit den auftretenden Symptomen in einer Kontrollgruppe verglichen wurde. (APA/sda)

Biontech: Bei Omikron-Impfstoff läuft alles nach Plan

Bei Biontech laufen die klinischen Studien für einen an die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoff und die Produktion nach Unternehmensangaben weiterhin nach Plan. Allerdings wird noch etwas Zeit vergehen, bis der erste Impfstoff auch verabreicht werden kann. "Wir haben uns darauf eingestellt, den angepassten Impfstoff ab Ende März ausliefern zu können. Logistisch können wir dies umsetzen", sagte eine Biontech-Sprecherin am Dienstag, 15.3.

Allerdings müssten auch alle Anforderungen beispielsweise der europäischen Arzneimittelbehörde EMA erfüllt werden. So habe die EMA unter anderem klinische Studiendaten angefragt, die Ende April oder Anfang Mai vorliegen werden. "Entsprechend ändert sich das Timing für eine Zulassung und damit Auslieferung", sagte die Sprecherin. "Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit den Arzneimittelbehörden, um erste Dosen unmittelbar nach einer Zulassung ausliefern zu können."

Die Gründer und Mitarbeiter von Biontech, Ugur Sahin, Özlem Türeci und Katalin Karikó, wurden übrigens am Montag, 14.3., in Frankfurt mit dem mit 120.000 Euro dotierten Paul-Ehrlich-und-Ludwig Darmstaedter-Preis, einem der Wissenschaftspreise Deutschlands, für die rasche Entwicklung des mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 ausgezeichnet. (APA/dpa/red)

Österreich bei Corona-Infektionen in Europas Spitzenfeld

Mehr als 300.000 Menschen haben sich hierzulande in der vergangenen Woche mit dem Corona-Virus infiziert. Damit liegt Österreich im Europa-Vergleich im absoluten Spitzenfeld. Dem Statistik-Portal Statista zufolge, das sich auf Daten der Johns Hopkins Universität und des Robert Koch-Instituts bezieht, hat es von 46 europäischen Staaten in der letzten Woche nur in Island und in Liechtenstein - hochgerechnet auf 100.000 Einwohner - mehr behördlich bestätigte Infektionen gegeben.

Mit Stand Montag, 14.3., wurden in Österreich in den vergangenen sieben Tagen 3.214,4 Infektionen je 100.000 Einwohner verzeichnet. Das bedeutet im Europa-Vergleich Rang drei. Etwas höher war die Sieben-Tage-Inzidenz in Liechtenstein mit 3.360,1, deutlicher Spitzenreiter war zu Wochenbeginn Island mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 4.832,8.

Mit doch deutlichem Abstand zu Österreich folgten die Niederlande (2.341,2), Lettland (2.139,5) und die Schweiz (2.117,5) auf den weiteren Plätzen. Deutschland und die Slowakei hielten bei 1.542,8 bzw. 1.469,6, die weiteren Nachbarstaaten lagen bei den Inzidenzen weit unter der 1.000er-Grenze: Slowenien hielt bei 675,0, Tschechien bei 502,1 Italien bei 493,2, und Ungarn bei 146,5.

Voraussetzung für eine aussagekräftige Sieben-Tage-Inzidenz ist jedoch ein funktionierendes Test-Regime, das breite Bevölkerungsteile umfasst. Das ist in Teilen Süd- und Osteuropas vermutlich nur bedingt der Fall. Die europaweit niedrigsten Inzidenzen werden für das Kosovo (12,3), Albanien (14,4), Bosnien-Herzegowina (29,3), Nordmazedonien (79,5) und Moldau (82,3) ausgewiesen. Offen ist, ob bzw. inwieweit in diesen Ländern die Statistik die Realitäten abbildet. (APA)

Österreich bei hospitalisierten Covid-Kranken im Spitzenfeld

Nicht nur bei den Infektionszahlen (die Zahl der Neuinfektionen betrug am Mittwoch, 16.3., 58.583 und war damit mit Abstand die höchste seit Ausbruch der Pandemie), sondern auch bei den Covid-Patienten in den Krankenhäusern belegt Österreich im europäischen Vergleich derzeit einen Spitzenplatz. Das Statistik-Portal "Our World in Data" weist für Österreich mit Stichtag 14. März 318 hospitalisierte Covid-Kranke pro einer Million Einwohner auf. Damit hat man Frankreich überholt, das auf 310 stationär aufgenommene Covid-Fälle kommt.

Vor Österreich liegen bei den Spitalszahlen nur Lettland mit 566 Hospitalisierten pro einer Million Einwohner, die Slowakei (477), Estland (473) und Bulgarien (460), wobei allerdings die Daten aus diesen vier Ländern aus der vorigen Woche (6.3.) stammen. Aktuell deutlich besser als Österreich stehen die Nachbarstaaten Tschechien (207) und die Schweiz (194), vor allem aber Italien (149) da.

Eine wesentlich geringere Auslastung mit Covid-Kranken als in Österreich gibt es derzeit auf der iberischen Halbinsel. Spanien verzeichnet 90, Portugal 108 Covid-Patientinnen und -Patienten pro einer Million Einwohner. Die Niederlande liegen mit 103 dazwischen. (APA/red)

WHO meldet Zunahme der weltweit gemeldeten Fälle

Die Zahl der weltweit wöchentlich gemeldeten Corona-Infektionen hat laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals seit Ende Jänner wieder zugenommen. In der zweiten Märzwoche seien acht Prozent mehr Infektionen gemeldet worden als in der Woche davor, teilte die WHO am Dienstagabend in Genf mit. Insgesamt seien elf Millionen neuer Fälle gezählt worden. Außerdem seien 43.000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben.

Besonders deutlich falle der Anstieg im Wochenvergleich in der Region westlicher Pazifik und in Afrika aus. In Europa betrage das Plus zwei Prozent. Rückgänge meldeten der östliche Mittelmeerraum, Südostasien sowie Nord- und Südamerika. Die Gesamtzahl der weltweiten Corona-Infektionen sei auf 455 Millionen geklettert. Sechs Millionen Todesfälle werden mit der Krankheit in Verbindung gebracht. (APA/dpa)

Lamprecht: "Sommer 2022 nicht ungenutzt verstreichen lassen"

"Wir sollten den Sommer 2022 nicht ungenutzt verstreichen lassen, Herbst und Winter kommen sicher" – der Corona-Spezialist des Linzer Kepler Uniklinikums, Bernd Lamprecht, warnt davor, dass die Immunität der Bevölkerung bis zum Herbst wieder sinken werde. Die aktuelle Welle lasse sich nicht mehr aufhalten, aber "nach der Welle ist vor der Welle", so der frisch gebackene Professor für Interne Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie an der Johannes Kepler Universität.

"Mit Tests allein werden wir die Pandemie nicht besiegen", gab Lamprecht in einem Pressegespräch am Montag, 14.3., anlässlich seiner Bestellung zu bedenken. Vielmehr brauche es eine hohe Immunität in der Bevölkerung. Ob eine Impfpflicht gerechtfertigt wäre, beantwortete er nur indirekt: Für ihn als Mediziner gehe es nicht um die Pflicht, sondern um das Ziel, dass möglichst viele Leute geimpft seien. Er verstehe, dass die Impfpflicht "jetzt zu stark in persönliche Freiheiten eingreifen würde", aber im Herbst werde die Belastung in den Spitälern wohl wieder steigen. Es sei zwar prinzipiell sinnvoll, wenn man – wie geplant – in den kommenden zwei bis drei Monaten die Lage evaluiere, er sei aber skeptisch, "ob sich Menschen im Sommer aufraffen können, eine Auffrischungsimpfung zu machen, auch wenn das sinnvoll wäre".

Die Impfpflicht sei nicht eingeführt worden, um die Omikronwelle zu brechen, betonte Rektor Meinhard Lukas, sondern wegen drohender Folgewellen. Die Aussetzung der Impfpflicht sei "gemessen an den Zielen, die der Nationalrat formuliert hat, nicht plausibel, sondern eine Reaktion auf gesellschaftliche Akzeptanz", konstatierte der Jurist. Denn für die Gruppe jener, die bisher weder geimpft noch genesen seien, werde es nach der von der Bundesregierung angekündigten Evaluierung zeitlich knapp, bis zum Herbst einen vollen Impfschutz aufzubauen, gab er zu bedenken. (APA)