23. März 2023St. Gallen Breast Cancer Conference (SGBCC)

Axilläre Dissektionen immer öfter vermeidbar

In Wien fand vom 15. bis 18. März die St. Gallen Breast Cancer Conference 2023 statt. Ein zentraler Programmpunkt: ein Update mit den wichtigsten klinischen Entwicklungen und Studien der vergangenen beiden Jahre. Darunter waren auch einige sehr erfreuliche Nachrichten für Patientinnen: So kann eine Dissektion der Axilla immer öfter vermieden werden. Auch konnte demonstriert werden, dass eine Unterbrechung einer adjuvanten Hormontherapie zur Erfüllung eines Kinderwunsches unter bestimmten Umständen sicher ist.

Eine junge Frau führt eine Brustultraschalluntersuchung zur Brustkrebsvorsorge durch
Anchiy/GettyImages

Aktuell bestehen nur noch wenige Indikationen, in denen eine Dissektion der Axilla geboten ist. Zu jeder dieser Indikationen laufen aktuell klinische Studien, so Prof. Dr. Walter Weber, Leiter der onkologischen Brustchirurgie am Universitätsspital Basel, die eine weitere Reduktion dieser Operationen möglich machen dürften. Eine dieser Indikationen ist das klinisch nodal-positive Mammakarzinom. Im Falle dieser Erkrankung kann die Dissektion nur vermieden werden, wenn mit einer neoadjuvanten Chemotherapie ein komplettes Ansprechen der Lymphknoten erreicht wird. Das Ansprechen muss jedoch bestätigt werden, ohne dass dafür sämtliche Lymphknoten entfernt werden müssen. Potenziell kann das mit einer Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) erreicht werden oder mit einer eingeschränkten Dissektion, der „targeted axillary dissection“ (TAD). Daten zur Aussagekraft des Sentinel-Lymphknotens liefert eine 2021 publizierte, prospektive Kohortenstudie aus Italien mit einem Follow-up von zehn Jahren, die zeigt, dass die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie bei cN1/2-Patientinnen, die nach neoadjuvanter Therapie cN0 erreichen, den Verzicht auf eine Dissektion der Axilla erlaubt und mit gutem langfristigem Outcome assoziiert ist. Bei cN1/2-Patientinnen lag das 10-Jahres-Überleben bei 80,1 Prozent.1

Targeted Axillary Dissection nicht besser als Sentinel-Lymphknoten-Biopsie

Die TAD wurde ebenfalls in einer rezenten, prospektiven Registerstudie mit mehr als 200 Patientinnen untersucht. Weber betont, dass in dieser Studie die Entfernung des für die TAD erforderlichen Clips nur bei 87 Prozent der Patientinnen dokumentiert werden konnte. Kommt es bei Patientinnen, bei denen die Entfernung des Clips nicht dokumentiert wurde, zu einem Rezidiv, so habe man ein juristisches Problem, so Weber. Die Rate an falsch negativen Befunden wird mit 4,3 Prozent angegeben, onkologische Outcomes stehen noch aus, man rechne allerdings mit niedrigen Rezidivraten.2

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum onko