9. Dez. 2020ÖDG 2020

Prävention von Typ-1-Diabetes – Wunsch oder Wirklichkeit?

Bislang hatten Bemühungen zur Prävention von Typ-1-Diabetes nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Doch neue Erkenntnisse bezüglich (patho)genetischer und Umweltfaktoren erlauben die Hoffnung, bald gezielter, früher und damit erfolgreicher eingreifen zu können. 

Der junge Diabetiker hat eine Insulinpumpe in der Tasche
iStock/Click_and_Photo

Dass es beim Typ-1-Diabetes (T1D) präventiv noch „viel zu tun gibt“, bestätigte eine 2018 veröffentlichte Studie im „Lancet“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Birgit Rami-Merhar, MBA, von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Wien. Demnach haben Kinder, die vor ihrem zehntem Lebensjahr an T1D erkranken, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine deutliche Verkürzung der Lebenserwartung – im Schnitt um 16 Jahre.1 Erschwert wird die Situation dadurch, dass auch heute noch vieles in der Pathogenese des T1D unklar ist. Für manche Faktoren liegt allerdings ein gewisses Evidenzlevel vor: Pränatal zählen dazu beispielsweise eine mütterliche enterovirale Infektion oder ein höheres mütterliches Alter, postnatal gelten ebenfalls enterovirale Infektionen oder schwerwiegende Lebensereignisse als Risikofaktoren; schützend soll sich die postnatale Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren auswirken.2

Von der Immunaktivierung bis zur klinischen Diagnose

Geklärt sind hingegen die verschiedenen Stadien von T1D. Laut Trialnet.org – einer großen amerikanischen Forschungsgruppe – kommt es bei Vorliegen eines genetischen Risikos zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer Immunaktivierung (Angriff der Betazellen) und nachfolgender Immunantwort (Auftreten von Antikörpern). Treten ≥2 Autoantikörper auf, liegt offiziell das Stadium 1 vor. Im Stadium 2 liegt zusätzlich eine Dysglykämie vor, im Stadium 3 dann laut WHO die klinische T1D-Diagnose. „Einer Studie an 13.000 Patienten und einer Beobachtungszeit von 20 Jahren zufolge sind die Antikörper entscheidend: Je mehr vorliegen und je früher diese auftreten, desto höher ist das Diabetesrisiko“, so Rami-Merhar.3, 4

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