Prävention von Typ-1-Diabetes – Wunsch oder Wirklichkeit?
Bislang hatten Bemühungen zur Prävention von Typ-1-Diabetes nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Doch neue Erkenntnisse bezüglich (patho)genetischer und Umweltfaktoren erlauben die Hoffnung, bald gezielter, früher und damit erfolgreicher eingreifen zu können.
Dass es beim Typ-1-Diabetes (T1D) präventiv noch „viel zu tun gibt“, bestätigte eine 2018 veröffentlichte Studie im „Lancet“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Birgit Rami-Merhar, MBA, von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Wien. Demnach haben Kinder, die vor ihrem zehntem Lebensjahr an T1D erkranken, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine deutliche Verkürzung der Lebenserwartung – im Schnitt um 16 Jahre.1 Erschwert wird die Situation dadurch, dass auch heute noch vieles in der Pathogenese des T1D unklar ist. Für manche Faktoren liegt allerdings ein gewisses Evidenzlevel vor: Pränatal zählen dazu beispielsweise eine mütterliche enterovirale Infektion oder ein höheres mütterliches Alter, postnatal gelten ebenfalls enterovirale Infektionen oder schwerwiegende Lebensereignisse als Risikofaktoren; schützend soll sich die postnatale Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren auswirken.2
Von der Immunaktivierung bis zur klinischen Diagnose
Geklärt sind hingegen die verschiedenen Stadien von T1D. Laut Trialnet.org – einer großen amerikanischen Forschungsgruppe – kommt es bei Vorliegen eines genetischen Risikos zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer Immunaktivierung (Angriff der Betazellen) und nachfolgender Immunantwort (Auftreten von Antikörpern). Treten ≥2 Autoantikörper auf, liegt offiziell das Stadium 1 vor. Im Stadium 2 liegt zusätzlich eine Dysglykämie vor, im Stadium 3 dann laut WHO die klinische T1D-Diagnose. „Einer Studie an 13.000 Patienten und einer Beobachtungszeit von 20 Jahren zufolge sind die Antikörper entscheidend: Je mehr vorliegen und je früher diese auftreten, desto höher ist das Diabetesrisiko“, so Rami-Merhar.3, 4