1. März 2018

MRT erweist sich als Grundpfeiler in der Therapie der Multiplen Sklerose

mri of brain showing multiple sclerosisIm Rahmen des European Congress of Radiology (ECR 2018), der von 28.2. bis 4.3. 2018 im Wiener Austria Center stattfindet, zeigen Experten die Bedeutung der Magnetresonanztomografie bei der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) auf. Denn dieser reicht weit über den diagnostischen Prozess und die Differentialdiagnose hinaus.

Beitrag zu frühzeitiger Diagnose

Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems (ZNS). Die Symptomatik erstreckt sich über lokalisierte Entzündungsherde, Demyelinisierung, axonalen Verlust bis hin zu Gliose in Gehirn und Rückenmark. Auch wenn das klinische Erscheinungsbild und der Verlauf der Erkrankung sehr unterschiedlich sind, lassen sich doch unterschiedliche Krankheitstypen erkennen, darunter das klinisch isolierte Syndrom, die schubförmig remittierende, die sekundär-progressive sowie die primär-progressive Multiple Sklerose.

Innerhalb der Diagnose der Multiplen Sklerose werden objektive, auf das Zentralnervensystem bezogene Befunde benötigt. Zudem muss oftmals auch eine breite Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden. Es existiert kein Test zur alleinigen Diagnose von MS. Jedoch kann besonders die MRT – neben elektrophysiologischen und zerebrospinalen Flüssigkeitsuntersuchungen – zu einer frühzeitigen und präzisen Diagnose beitragen.

Die McDonald-Kriterien des „International Panel on Diagnosis of MS“ zeigen auf, dass eine MRT des Zentralnervensystems einige klinische Kriterien unterstützen, ergänzen oder gar ersetzen kann. Die McDonald-Kriterien wurden 2001 mit dem Hintergrund eingeführt, standardisierte MRT-Kriterien in den MS-Diagnoseprozess zu integrieren, was folglich zu einer früheren Diagnose der Krankheit mit hoher Spezifität und Sensitivität führte. 2005, 2010 und aktuell 2017 erfolgte eine Überarbeitung dieser Kriterien.

Unverzichtbar für die Diagnostik

Dr. Àlex Rovira (Universitätskrankenhaus Vall d´Hebron, Barcelona), Sprecher am ECR 2018, gibt zu bedenken, dass die exakte Diagnose oftmals eine Herausforderung bleibt. Die heute zur Verfügung stehenden krankheitsmodifizierenden Medikamente hätten ihre Wirksamkeit bei der Verringerung der klinischen Aktivität, des Schweregrades sowie in einigen Fällen der Progression der Erkrankung bewiesen.

Einerseits bietet das breite Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten Chancen, andererseits auch eine Herausforderung in der Verbesserung des individualisierten Patientenmanagements. Dieses erfordert eine frühzeitige und genaue Diagnose, eine angemessene Überwachung der Krankheitsentstehung sowie der Wirksamkeit der Behandlung. Diesbezüglich erweist sich die Kernspintomographie des Gehirns und des Rückenmarks als das wertvollste Werkzeug.

Die MRT hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem immer wertvolleren Instrument in der Unterstützung der MS-Diagnose entwickelt. Auch wenn die Methode nicht zur alleinigen Diagnose eingesetzt werden kann, so stimmen doch die aktuellen Leitlinien überein, dass die MRT zur Bestätigung und Überwachung der MS die bildgebende Methode der Wahl ist. Rovira erklärt, dass gegenwärtig große Anstrengungen seitens der Wissenschaft und der öffentlichen Gesundheitssysteme unternommen werden, um evidenzbasierte Leitlinien hinsichtlich des Einsatzes der MRT und Nutzung der erforderlichen MRT-Ressourcen zu erstellen.

Vorhersage des individuellen Ansprechens

Die MRT spielt seit der Einführung einer neuen Generation von krankheitsmodifizierenden Medikamenten zur Behandlung der Multiplen Sklerose eine immer größere Rolle, sowohl bei der Überwachung der Behandlung, als auch bei der Beurteilung der Wirksamkeit und der Vorhersage des individuellen Ansprechens auf die Therapie. „Die frühzeitige Identifizierung suboptimaler Responder für First-Line-Therapien hat eine klare therapeutische Wirkung und ermöglicht einen schnellen Wechsel zu Second-Line-Behandlungen, die sich als effektiver bei der Verringerung der Krankheitsaktivität und –progression erwiesen haben. Sie gehen aber auch mit einem geringeren Sicherheitsprofil und höheren Kosten einher“, so Rovira.

In der Vergangenheit haben bereits mehrere Studien versucht, Kriterien und Strategien für eine frühzeitige Identifizierung suboptimaler Reaktionen zu erstellen. Diese sollen auf einer Kombination unterschiedlicher klinischer und radiologischer Maßnahmen beruhen und in den ersten Monaten nach Behandlungsbeginn bewertet werden. Diese Kriterien basieren zum Teil auf dem Nachweis der Krankheitsaktivität durch serielle Hirn-MRT-Scans und sind entweder als neue Gadolinium-verstärkende Läsionen oder als neue und/oder vergrößernde T2-Läsionen definiert. Auch sie werden neben den Empfehlungen zur Durchführung und Anwendung der MRT im Überwachungsprozess der MS am heurigen ECR 2018 vorgestellt.

Quelle: apamed