11. Juli 2014

Highlights vom europäischen Brustkrebskongress

EBC 2014Braucht jede Krebspatientin eine Tumorgenom-Sequenzierung? Und sinkt das Risiko für Lokalrezidivierung mit Vergrößerung des resektionsfreien Rands? Diese und andere Fragen wurden am EBCC in Glasgow diskutiert. Plus: zwei Biomarker zur Vorhersage des Anthrazyklin-Ansprechens.

Genom-Sequencing

Soll die Tumor- DNA-Sequenzierung bei metastasiertem Brustkrebs in die tägliche Praxis integriert werden? Dieser Frage gingen internationale Experten in einer „This House Believes“- Debatte nach. André F et al. zeigten in einer multizentrischen Studie mit 423 Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs den derzeit möglichen Benefit der Tumorgenom-Sequenzierung auf.1 Insgesamt wurde 423 Patientinnen eine Biopsie entnommen; 195 wiesen eine Genomalteration auf, für die therapeutische Ansätze existieren. Basierend auf den Analysen erhielten 55 Patientinnen eine zielgerichtete Therapie, und bei 13 (3%) Studienteilnehmerinnen konnte letztendlich ein klinischer Benefit nachgewiesen werden.
„Drei Prozent – das ist die Spitze des Eisbergs“, sagt Prof. Dr. David Cameron, University of Edinburgh, und argumentiert gegen eine Routine-Sequenzierung. Eine wichtige Frage ist Cameron zufolge, welche Biopsien bei einem mehrfach metastasierten Patienten genommen werden und auf welcher der daraus identifizierten Mutationen in weiterer Folge die Therapie basieren soll. Er sagt: „Eine Sequenzierung in der Praxis ist erst sinnvoll, sobald der Beweis angetreten ist, damit den Therapiestandard zu verändern.“ Prof. Dr. Gabriel N. Hortobagyi, MD Anderson Cancer Center, Houston, fordert klinische Studien, die auf eine Biomarkeranalyse ausgerichtet sind.
Prof. Dr. Eric P. Winer, Dana-Farber Cancer Institute, Harvard Medical School, Boston, nimmt die Gegenposition ein: „Die Genom- Sequenzierung wird über kurz oder lang Einzug in die Klinik halten. Wenn wir jetzt nicht damit beginnen, entgeht uns eine Möglichkeit zu lernen.“
Für einige Chemo- und endokrine Therapieformen wie auch für Anti-HER2-basierte Therapie und PARP-Inhibitoren gibt es mittlerweile Prädiktoren für Sensitivität oder Resistenz. „Und diese sollten auch genutzt werden, um Patientinnen nicht unnötigen Toxizitäten auszusetzen“, so ein anderer Experte. Unbestritten besteht aber auch hier weiterer Forschungsbedarf. „PIK3CA-Mutationen können zwar nachgewiesen werden, sind aber kein Prädiktor für eine höhere Sensitivität gegenüber PIK3CA-Inhibitoren in der Klinik“, führt Prof. Dr. Hervé Bonnefoi, Institut Bergonié, Bordeaux, ein Beispiel für die eingeschränkte Aussagekraft von MutationsFOTOs: analysen in der Praxis an. Insgesamt ist die Integration der Tumor-DNA-Sequenzierung in der Praxis derzeit noch Zukunftsmusik, erscheint aber im Rahmen klinischer Studien medizinisch wie auch gesundheitsökonomisch sinnvoll und notwendig.

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