14. Juni 2019Kongress-Highlights

ASCO 2019: Vier Take Home Messages zum Ovarialkarzinom

3D-Darstellung der Anatomie des weiblichen Fortpflanzungssystems
(c) GettyImages/magicmine

Die erfolgreiche Kombi aus PARP-Inhibition und Antiangiogenese sowie Ergebnisse bei fragilen Patientinnen zählten zu den diesjährigen ASCO-Highlights beim Ovarialkarzinom.

Epitheliales Ovarialkarzinom

Die Phase-II-Studie AVANOVA2/ENGOT-OV24 randomisierte 97 Patientinnen mit platinsensiblem Rezidiv eines epithelialen Ovarialkarzinoms (EOC) zu einer Niraparib-Monotherapie vs. einer Niraparib/Bevacizumab-Kombinationstherapie (Mansoor R et al., Abstract 5505). Es zeigte sich ein deutlich besseres medianes progressionsfreies Überleben (PFS) für die Kombinationstherapie im Vergleich zur Monotherapie (11,9 vs. 5,5 Monate). Diese Studie belegte somit die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Kombination aus Niraparib plus Bevacizumab und wird in einer Phase-III-Studie weiter evaluiert werden.

Die Phase-II-Studie CLIO verglich die Wirksamkeit von Olaparib mit einer Monochemotherapie bei 100 Frauen mit platinresistentem EOC (Vanderstichele A et al., Abstract 5507). Im Median hatten die Patientinnen bereits vier Linien an Vortherapien erhalten. Die objektive Ansprechrate (ORR) lag bei 18 Prozent (12/67) in der Olaparib-Gruppe und bei sechs Prozent (2/33) in der Monochemotherapie-Gruppe. Die CLIO-Studie zeigte somit ein beachtliches Ansprechen auf Olaparib in einem palliativen Erkrankungsstadium und wird sicherlich in weiteren Studien als wirksame chemotherapiefreie Therapieoption weiterverfolgt werden.

In einer sehr interessanten Phase-III-Studie wurde das Kollektiv der fragilen Patientinnen mit EOC untersucht (Falandry C et al., Abstract 5508). Die EWOC-1-Studie randomisierte Patientinnen mit EOC FIGO-Stadium 3–4, Alter >70 Jahre und einem Geriatric Vulnerability Score (GVS) >3 nach der Primäroperation in drei Gruppen:

  • CP: dreiwöchentliches Carboplatin AUC 5–6/Paclitaxel 175mg/m2;
  • C: dreiwöchentliches Carboplatin AUC 5–6;
  • ddCP: wöchentliches Carboplatin AUC 2/Paclitaxel 60mg/m2

Insgesamt wurden 120 Patientinnen in diese Studie inkludiert. Primärer Endpunkt war die Feasibility der Therapie, das heißt die Durchführung aller sechs geplanten Therapiezyklen.

Der primäre Endpunkt wurde in der CP-Gruppe von 65 Prozent, in der C-Gruppe von 47,5 Prozent und in der ddCP-Gruppe von 60 Prozent der Patientinnen erreicht. Die Therapieabbruchrate aufgrund der Toxizität war in allen Gruppen ähnlich (CP 20%, C 15% und ddCP 22,5%). Unterschiede zeigten sich jedoch bei den Therapieabbrüchen aufgrund von fehlender Wirksamkeit, die bei 7,5 (CP), 30 (C) und fünf Prozent (ddCP) lagen. Dementsprechend zeigten sich auch Unterschiede im medianen PFS (12,5 vs. 4,8 vs. 8,3 Monat mit CP vs. C vs. ddCP; p<0,001) und sogar im medianen OS (noch nicht erreicht vs. 7,4 vs. 17,3 Monate mit C vs. CP vs. ddCP; p=0,001). Diese Ergebnisse bestätigten sich auch in den besonders fragilen Patientinnen mit einem GVS 4–5.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass auch fragile Patientinnen von einer Kombinationschemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel profitieren und nicht a priori auf diese Therapie verzichtet bzw. modifiziert werde sollte.

Karzinosarkom des Ovars

Die GOG-0261-Studie untersuchte die Wirksamkeit von Paclitaxel/Carboplatin (PC) im Vergleich zu Paclitaxel/Ifosfamid (PI) bei 101 Frauen mit primärem, rezidiviertem oder persistentem Karzinosarkom des Ovars (Powell MA et al., Abstract 5500). Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Sowohl im PFS (14,6 vs. 10,3 Monate, PC vs. PI) als auch im Gesamtüberleben (30 vs. 24,7 Monate) zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den zwei Therapiegruppen.

Der Trend zu einem besseren Überleben und das günstigere Nebenwirkungsprofil unterstützen die in Europa schon gängige klinische Praxis, primär eine Kombinationschemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel in diesem Kollektiv einzusetzen.

Take Home Messages

Epitheliales Ovarialkarzinom (EOC)

Niraparib/Bevacizumab erwies sich in einer Phase-II-Studie als wirksam und verträglich bei einem platinsensiblen EOC-Rezidiv und wird in einer Phase-III-Studie weiter evaluiert.

Olaparib zeigte beachtliches Ansprechen bei platinresistentem EOC und wird sicherlich als wirksame chemotherapiefreie Option weiterverfolgt werden.

Auch fragile Patientinnen mit EOC profitieren von einer Kombination mit Carboplatin/Paclitaxel und es sollte daher nicht a priori auf diese Therapie verzichtet werden.

Karzinosarkom des Ovars

Der Trend zu einem besseren Überleben und das günstigere Nebenwirkungsprofil unterstützen die klinische Praxis primär Carboplatin/Paclitaxel bei rezidiviertem oder persistentem Karzinosarkom des Ovars einzusetzen.

Assoz.-Prof. PD Dr. Christoph Grimm
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
Wien