30. Mai 2017Niereninsuffizienz

Komplikation beim Spritzen: Heparin landete im Muskel, die Patientin im Katheterlabor

Bei Heparin-Injektionen ist die richtige Technik klar im Vorteil, vor allem in Risikosituationen: Das zeigt der Fall einer 84-Jährigen mit Bauchschmerzen nach der Thromboembolieprophylaxe.

Falsch injiziert kann Heparin gefährlich werden.
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Auch Fachleute sind vor derartigen Fehlern nicht gefeit, wie das Beispiel einer Patientin zeigt. Die 84-Jährige wurde mit Vorhofflimmern und schwerer Niereninsuffizienz in die Universitätsklinik Magdeburg eingeliefert und erhielt dort als Thromboembolieprophylaxe zwei paraumbilikale Injektionen mit niedermolekularem Heparin (NMH). Im Verlauf klagte die betagte Frau über schwere Bauchschmerzen, als deren wahrscheinliche Ursache sich eine Raumforderung im rechten unteren Quadranten ertasten liess. Wegen des starken Hämoglobin­abfalls erfolgte eine notfallmässige Angio-CT.

Kleber verschloss die rechte Arteria poplitea

Diese zeigte ein ausgedehntes Hämatom der Bauchwandmuskulatur (6 × 10 × 5 cm) mit Verbindung zu einem Ast der A. epigastrica inferior. Durch die endovaskuläre Applikation von Mikrosphären und Histoacrylkleber gelang es, die Blutung zu stoppen. Allerdings kam es während der Prozedur zu einem akuten Verschluss der rechten A. poplitea, die mit einer transluminalen Angioplastie rekanalisiert wurde. Auf die bei Vorhofflimmern indizierte Schlaganfallprophylaxe mit oralen Antikoagulanzien verzichteten die Ärzte wegen des hohen Blutungsrisikos und der fortgeschrittenen Niereninsuffizienz. Stattdessen entschlossen sie sich zu einem Vorhofohrverschluss, der komplikationslos gelang.

Heparin langsam und senkrecht in die angehobene Hautfalte spritzen

Eine häufige Ursache für Bauchwandhämatome ist die Überdosierung von niedermolekularem Heparin durch Kumulation. Gefährdet sind vor allem Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz, schreibt das Autorenteam um Dr. Anna Teresa Aschoff von der Klinik für Kardiologie und Angiologie, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg.

Eine weitere Fehlerquelle ist die Spritztechnik: Die Nadel (12 mm) sollte langsam und senkrecht zur Körperachse in eine angehobene Hautfalte eingeführt werden. Im genannten Fall wurde offenbar zu schnell und zu tief sowie ohne ausreichende Hautfalte gespritzt. Bei einer versehentlichen intramuskulären Injektion sollten etwaige Komplikationen umgehend abgeklärt werden (Ultraschall, Angio-CT). Bei schweren Blutungen unter Antikoagulation kann ein Vorhofohrverschluss sinnvoll sein.

Referenz
  1. Aschoff AT et al. Der unklare Bauchschmerz – nicht immer ein gastroenterologischer Notfall. Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(07): 530-533