10. Apr. 2015

Das neue Biedermeier

Heute war ein Arbeitstag aus der Hölle. Zu viele Menschen, zu viel Schmerz und zu viel tiefes Leid. Und dann auch noch zu viele Raunzer und solche, die einem die letzte Zahnwurzel ziehen. Ohne Lokalanästhesie. Jedenfalls ist es Abend und ich bin körperlich und geistig platt gemacht. „Rien ne va plus.“ Ich sitze am Computer und gucke süße und lustige Katzenvideos. Genau dazu ist ja schließlich das Internet da. Ich bin in meinem Arbeitszimmer umgeben von den Möbeln meiner Urgroßmutter.

Der Kater pennt auf einem weichen Schaffell auf der Chaiselongue. Es ist schön warm und kuschelig hier drin. Und ich will hier nie mehr raus. Ich will nichts mehr wissen von der bösen großen Welt. Zumindest heute nicht mehr. Heute da möchte ich von langen Sommern bei Oma träumen. Von ihren wunderbaren selbstgemachten Marmeladen und Kompotten. Von Opas Arbeitszimmer mit all den alten Büchern darin und dem Geruch von Seife und Möbelpolitur. Vom Gemüsegarten mit all den selbstgezogenen Köstlichkeiten. Von Schürzen mit Spitze und von einer heilen Welt.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune