27. Okt. 2016

Paukenschlag bei Verbandswahl

WAHL SPEZIAL – Die selbstständigen Apotheker haben die Führung des Österreichischen Apothekerverbandes abgewählt – und das mit einer hohen Wahlbeteiligung. Besonders klar fiel das Ergebnis in Wien aus.

FOTOS: ISTOCK/GOODGNOM; WILKE; SISSI FURGLER; HELI MAYR

Kein Stein blieb nach der Wahl des Österreichischen Apothekerverbandes auf dem anderen. Gewählt wurde der neue Vorstand und die Landesgruppenobleute. Am lautesten war der Knalleffekt in Wien: Alle 13 in den Vorstand gewählten Apotheker gehören der Gruppierung „Wir Wiener Apotheker“ an, darunter Mag. pharm. Christian Wurstbauer, Gründungsmitglied von „Die Neuen Apotheker“ (DNA).

Erster und Landesgruppenobmann wurde Mag. pharm. Andreas Berger mit 206 Stimmen. Kein einziger der Kontrahenten aus der Gruppierung „Unser Team für Wien“ konnte reüssieren. Apothekerkammer- Präsident Mag. pharm. Max Wellan und seine Mitstreiter schafften es lediglich in den Ersatzvorstand. So wie Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri, Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, der in Niederösterreich für den Vorstand angetreten ist, aber nur 53 Stimmen eingefahren hat. Erstgereihter mit doppelt so vielen Stimmen (106) ist Mag. pharm. Andreas Hoyer.

Verbands- und Kammerspitze abgewählt

In den Bundesländern gewannen alle DNA-Gründungsmitglieder: Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger in der Steiermark, Dr. Dr. Matthias König in Tirol, Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr in OÖ und Mag. pharm. Jürgen Rehak in Vorarlberg. Die Wahlbeteiligung war im Ländle mit 88 % am höchsten, gefolgt von Tirol (87 %) Salzburg (84 %) und OÖ (82 %). In Wien blieb die Wahlbeteiligung gegenüber 2011 mit
79 % zwar gleich, bundesweit stieg sie aber von 77 auf 79 %. Damit ist nicht nur die bisherige Verbandsspitze, sondern auch die Kammerspitze abgewählt.

Wellan könnte bei der Kammerwahl im Frühjahr nur mit einer eigenen Liste antreten. In einer ersten Reaktion gegenüber Pharmaceutical Tribune zeigt er sich enttäuscht, aber gefasst: „Wahlkampf lebt von Populismus. Demokratie lebt von Wechsel. Die Ängste der Apothekerinnen und Apotheker waren diesmal offenbar ein ausschlaggebendes Motiv für die Wahl, das ich zu wenig ernst genommen habe.“ Er wolle sich aber noch bis zum Ende seiner Ära mit voller Kraft engagieren, besonders für das Herzstück seiner Arbeit, das Medikationsmanagement. Müller-Uri wollte die Wahl nicht kommentieren, er wünscht dem Verband aber alles Gute.

Doch wie geht es nun weiter? Pharmaceutical Tribune stellte diesbezüglich zwei Fragen an die Erstgereihten und nunmehrigen Landesgruppenobleute von Wien, der Steiermark, OÖ und Vorarlberg. Formal wurden am 11.10. die Kandidaten für das Verbandspräsidium bekannt gegeben, das dann einen Monat später, am 10.11., vom neuen Vorstand gewählt wird.

*Die detaillierten Ergebnisse finden Sie auf www.apothekerverband.at unter ‚Aktuelles‘.

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FRAGEN

1.: Wie kommentieren Sie den Ausgang der Wahl des Vorstandes und des Landesgruppenobmannes des Österreichischen Apothekerverbandes?

2.: Wie wollen Sie sich im weiteren Wahlprozedere der noch anstehenden Wahlen (Verband, Kammer) positionieren?
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FOTO: AK VBG.

Mag. Andreas Berger, Wien,
206 Stimmen (von 310; 79 % Wahlbeteiligung)

1. Ich freue mich sehr, dass alle 13 KandidatInnen von „Wir Wiener Apotheker“ in den Verbandsvorstand gewählt wurden. Das ist ein großer Vertrauensbeweis für unsere Gruppe – und ein klarer Auftrag. Wir bedanken uns auch sehr herzlich bei den Mitgliedern unseres  Unterstützungskomitees und werden uns nun umgehend mit den anderen neu gewählten Vorständen abstimmen, damit der Apothekerverband in Zukunft mit einer Stimme sprechen kann. Gemeinsam. Mehr erreichen!

2. Ich freue mich auf die Arbeit mit den KollegInnen in der Landesgruppe Wien. Darüber hinaus sehe ich es als höchste Priorität, in Abstimmung mit allen Verbandsvorständen ein Team der besten Köpfe für alle Institutionen unserer Interessensvertretung zu formieren. In der Apothekerkammer in enger, kollegialer Zusammenarbeit mit der Abteilung der angestellten Apotheker, aber unter der Führung der Selbstständigen.

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FOTO: WIENTEAM.AT

Mag. Dr. Gerhard Kobinger, Präsident der AK Steiermark,
127 Stimmen (von 158; 74 %)

1. Ich habe mich gemeinsam mit KollegInnen aus anderen Bundesländern für einen Wechsel in unserer Interessenspolitik eingesetzt. Über das Ergebnis in der Steiermark freue ich mich und möchte ich mich bei allen Mitkämpfern und Unterstützern sehr herzlich bedanken. Auch bundesweit ist der Wunsch zu diesem Wechsel bei dieser Wahl sehr deutlich zum Ausdruck gekommen – da gibt es gar keinen Zweifel.

2. Das Wichtigste ist jetzt nicht meine Positionierung, sondern dass wir aus den gewählten Obleuten und Vorständen das beste und professionellste Team für unsere gemeinsame Interessensvertretung formen. Ein Ziel steht für mich aber fest: Wir wollen, dass der Kammerpräsident wieder von den Selbstständigen besetzt wird.

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Foto: Archiv

Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der AK Oberösterreich,
118 Stimmen (von 189; 82 %)

1. Das oberösterreichische Ergebnis spiegelt die Zustimmung zu einem Klima der Kooperation und die Wahl von Kollegen wider, die sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen: vielfältige Kompetenz, ehrliches Engagement, ausgezeichnete Kontakte zu Politik und Wirtschaft und kraftvolle Vernetzung bundesweit. Über dieses Ergebnis in Oberösterreich freue ich mich sehr – bundesweit ist ein Wechsel an der Spitze unserer Interessenspolitik eingeleitet.

2. Wir werden wie bisher unsere Kräfte bündeln und aus den gewählten Obleuten und Vorständen ein professionelles Team zur Wahrung unserer Interessen formen – ich möchte ein Teil dieses Teams sein und an der professionellen Entwicklung und Umsetzung des Arbeitsprogramms für die kommende Funktionsperiode mitwirken.

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Foto: Archiv

Mag. Jürgen Rehak, Präsident der AK Vorarlberg,
32 Stimmen (von 52; 88 %)

1. Selbstverständlich freue ich mich über das Wahlergebnis in meinem Bundesland, wofür ich auch sehr dankbar bin. Ich glaube, mit ein Grund für das hohe Vertrauen ist das Bemühen, den Nutzen für den Apothekenbetrieb im Vordergrund zu sehen und damit unsere Arbeit spürbar zu machen. Das ist uns an einigen Beispielen eindrücklich gelungen und das wurde von den Wählern eindeutig honoriert.

2. Das bundesweite Wahlergebnis spiegelt ein hohes Maß an Unsicherheit und wenig Vertrauen in die aktuelle Führung wider. Angesichts dieser Situation wollen sich viele KollegInnen offensichtlich ein- mischen und aktiv mitgestalten. Ich sehe das für mich genauso und da- her werde ich mich bemühen, das Vertrauen der Vorstände zu bekommen, damit ich an führender Stelle meinen Beitrag für eine sichere Zukunft der Apotheken leisten kann.

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Wahl im VAAÖ

Ebenfalls im September haben auch die angestellten Apotheker ihre berufliche Interessensvertretung im Verband Angestellter Apotheker Österreichs gewählt.

  • In den Vorstand wurden insge- samt neun Direktmandatare gewählt. Auf Platz 1 Mag. Raimund Podroschko, gefolgt von Mag. Ulrike Mayer auf Platz 2 und Mag. Karin Kirchdorfer auf dem 3. Platz.
  • Für die Führung der Landesgruppen hat sich in vier Bundesländern jeweils eine Kandidatin beworben. Diese gilt als gewählt, was in der ersten Delegiertenversammlung bestätigt wird:
    W: Mag. Susanne Ergott-Badawi
    NÖ: Mag. Elisabeth Biermeier
    Stmk: Mag. Petra Griesser
    Tirol: Mag. Stefanie Lair
  • Die Delegiertenwahl hat für insgesamt fünf Wahlkreise (Wien, Niederösterreich, Steiermark, Tirol und Oberösterreich) stattgefunden, in den restlichen Bundesländern kandidierte niemand für diese Position im Verband.

Die Ergebnisse im Detail: www.vaaoe.at

Autor: Mag. Anita Goß