29. Juni 2016

Dr. Stelzl: Verantwortliche und Schuldige

Ich habe vor Urzeiten einmal in Spanien studiert und aus dieser Zeit immer noch Freunde, mit denen ich in Kontakt stehe. Da sind soziale Medien und Internet schon eine gewaltige Hilfe. Wenn ich daran denke, wie ich früher ewig auf Briefe gewartet habe, selber oft zu faul war, solche zu schreiben und mit unserem uralten Vierteltelefon irgendwann gegen Mitternacht versucht habe, einen Anruf zu tätigen.

Die Nachbarin hatte zu dieser Zeit endlich aufgehört, das Telefon zu besetzen, und es war in der Nacht billiger zu telefonieren. Trotzdem war es fast unleistbar. Jetzt ist das echt easy. Ein kleines Mail, ein kurzer Chat, ein paar geteilte Urlaubsfotos und schon kann man teilhaben am Leben derer, die man mag, die aber blöderweise am anderen Ende des Kontinentes sitzen.A. hat mir kürzlich etwas Beunruhigendes berichtet. In einem Lehrbuch, einem offiziell abgesegneten Lehrbuch zur Ausbildung junger spanischer Menschen, ist Folgendes zu lesen. Spanien befindet sich bekanntermaßen ja bereits seit Jahren in einer schlimmen Wirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit ist enorm. Als Grund dafür erfahren lernwillige Jugendliche in diesem Werk nun Folgendes: „Die Tatsache, dass Frauen und Ausländer berufstätig sind, ruft diese Arbeitsmarktkrise hervor.“

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune