22. Juni 2016

Methanobactin bei Morbus Wilson

Deutsche Forscher fanden heraus, dass der Wirkstoff Methanobactin beim Morbus Wilson effizient das überschüssige Kupfer aus Leberzellen bindet.

Foto: Jeremy Semrau, University of Michigan
Methylosinus trichosporium

Morbus Wilson, eine autosomal-rezessive Störung des hepatischen Kupferstoffwechsel,s führt vor allem zur gestörten biliären Kupferexkretion und vermindertem Einbau von Kupfer in Coeruloplasmin. Bei der Anwendung in frühen Krankheitsstadien werden mit Chelat-Bildnern, die das Kupfer an sich binden, therapeutische Erfolge erzielt, die jedoch meist mit unerwünschten Wirkungen einhergehen. Wird Morbus Wilson erst in späteren Krankheitsstadien diagnostiziert, ist die Therapie mit Chelat-Bildnern häufig ineffektiv.

Die Arbeitsgruppe Oxidativer Zelltod am Institut für Molekulare Toxikologie und Pharmakologie des Helmholtz Zentrums München zeigte unter der Leitung von Hans Zischka an Versuchen mit Ratten, dass der Wirkstoff Methanobactin eine bessere Therapieform darstellen könnte. Im Journal of Clinical Investigation beschreiben sie, wie im vivo-Modell mit dem vom Bakterium Methylosinus trichosporium ausgeschiedenen Molekül Methanobactin eine effiziente Bindung von überschüssigem Kupfer aus Leberzellen erzielt wurde.

Methanobactin verhindert Absterben von Leberzellen und beugt Leberversagen vor

Anhand des Ratten-Modells, bei dem derselbe Gendefekt vorliegt wie bei Menschen mit Morbus Wilson, überprüfen Zischka und sein Team, ob Methanobactin in der Lage ist, Kupfer aus dem Körper zu binden. Dabei beobachten sie, dass bei den Versuchstieren auch akute Krankheitsstadien durch Methanobactin zurückgingen, wobei die Verbesserung auf einen starken Rückgang der Kupfermengen zurückzuführen sei, so die Wissenschaftler. Von der sinkenden Kupferlast profitierten in erster Linie die Mitochondrien, wodurch sie in die Lage versetzt wurden, ihre Funktion wieder vollständig aufnehmen.

Der Vergleich mit den gegenwärtig in der Klinik eingesetzten Chelat-Bildnern ergab, dass der im Modell sehr gut verträgliche Wirkstoff Methanobactin auch in Stadien schwerer Schädigung innerhalb weniger Tage die Kupferüberlastung der Leberzellen beseitigte und ein Organversagen verhinderte.

Um herauszufinden, ob die bisherige täglich mehrfache Einnahme von Chelat-Bildnern durch kurze Behandlungszyklen mit Methanobactin langfristig ersetzt werden kann, sind klinische Studien erforderlich.

Josef Lichtmannegger, Christin Leitzinger, Ralf Wimmer, Sabine Schmitt, Sabine Schulz, Yaschar Kabiri, Carola Eberhagen, Tamara Rieder, Dirk Janik, Frauke Neff, Beate K. Straub, Peter Schirmacher, Alan A. DiSpirito, Nathan Bandow, Bipin S. Baral, Andrew Flatley, Elisabeth Kremmer, Gerald Denk, Florian P. Reiter, Simon Hohenester, Friedericke Eckardt-Schupp, Norbert A. Dencher, Jerzy Adamski,10,11,12 Vanessa Sauer, Christoph Niemietz,13 Hartmut H.J. Schmidt, Uta Merle, Daniel Nils Gotthardt, Guido Kroemer, Karl Heinz Weiss, Hans Zischka
Methanobactin reverses acute liver failure in a rat model of Wilson disease
Journal of Clinical Investigation, first published June 20, 2016, DOI: 10.1172/JCI85226

Quelle: Helmholtz Zentrum München