18. Juli 2015

Antiepileptika und Fehlgeburten

In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden anhand von Daten des Europäischen Registers für Schwangerschaften unter Antiepileptika Auswirkungen der Antiepileptikaexposition bei schwangeren Frauen und intrauterinem Fruchttod untersucht. Die Studie ergab, dass eine Polytherapie mit Antiepileptika und große kongenitale Fehlbildungen bei zumindest einem Elternteil das Risiko für den intrauterinen Tod bei schwangeren Epileptikerinnen erhöhen.

Eine Beobachtungsstudie der EURAP verglich das mit der Einnahme verschiedener Antiepileptika assoziierte Risiko von Fehl- und Totgeburten.
Eine Beobachtungsstudie der EURAP verglich das mit der Einnahme verschiedener Antiepileptika assoziierte Risiko von Fehl- und Totgeburten.

Im internationalen Schwangerschaftsregister EURAP (European and International Registry of Antiepileptic Drugs in Pregnancy) werden von unabhängigen Forschern Schwangerschaften unter Antiepileptika anonym erfasst. Das Register erforscht Risikofaktoren für kongenitale Malformationen durch eine pränatale Antiepileptika-Exposition und die Häufigkeit und Art kindlicher Fehlbildungen.

In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurde nun das mit der Einnahme verschiedener Antiepileptika assoziierte Risiko von Fehl- und Totgeburten verglichen. Dafür wurden anhand der EURAP-Daten prospektiv überwachte Schwangerschaften monitorisiert, bei denen die sechs häufigsten Monotherapien mit Antiepileptika und eine Polytherapie zur Anwendung kamen. Der intrauterine Tod (Spontanabort und Totgeburten kombiniert) war der primäre Endpunkt.

Von den 7.055 Schwangeren erhielten 1.910 eine Monotherapie mit Lamotrigin, 1.713 mit Carbamazepin, 1.171 mit Valproinsäure, 324 mit Levetiracetam, 262 mit Oxcarbazepin und 260 mit Phenobarbital. 1.415 Frauen wurde eine Polytherapie verabreicht. Insgesamt kam es zu 632 in intrauterinen Todesfällen (592 Fehlgeburten und 40 Totgeburten).

Die Rate des intrauterinen Fruchttods war mit durchschnittlich 8,2 % bei den verschiedenen Monotherapien sehr ähnlich. Bei den mittels Polytherapie behandelten Frauen kam es zu durchscnittlich 12,1 % intrauterinen Todesfällen. Es wurde aber keine Beziehung zwischen der Medikamentendosis bei Monotherapien zum Zeitpunkt der Konzeption festgestellt.

Eine multivariable Analyse ergab, dass das Risiko für große kongenitale Fehlbildungen (“Major Congenital Malfomationen”, MCMs) bei der Polytherapie höher war als bei der Monotherapie. Weitere Einflussfaktoren waren die elterliche Geschichte der MCMs, das Alter der Mutter und die Anzahl vorhergehender, intrauteriner Todesfälle. Das Risiko war bei einem frühen Beginn der Antiepileptika-Therapie höher und nahm mit zunehmender Schwangerschaftsdauer ab.

Eine Polytherapie mit Antiepileptika und das Vorhandensein von großen kongenitalen Fehlbildungen bei mindestens einem Elternteil zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren für den intrauterinen Tod bei Schwangerschaften von Frauen mit Epilepsie.

>> Broschüre für Betroffene: Epilepsie und Kinderwunsch und Wissenswertes über das europäische Schwangerschaftsregister EURAP

Torbjörn Tomson, Dina Battino, Erminio Bonizzoni, John J. Craig, Dick Lindhout, Emilio Perucca, Anne Sabers, Sanjeev V. Thomas, Frank Vajda, For the EURAP Study Group
Antiepileptic drugs and intrauterine death. A prospective observational study from EURAP
Neurology, Published online before print July 17, 2015, doi: 10.1212/WNL.0000000000001840