Wendepunkt der Frauengesundheit? Ein Blick auf Prävention im Wechseljahre-Management

Frauen verbringen etwa ein Drittel ihrer Lebenszeit in den Wechseljahren, die meist im Alter von 50–52 Jahren auftreten und einen Wendepunkt der Frauengesundheit signalisieren. Im Lancet wurde nun eine Serie zur Menopause publiziert, in der führende Experten auf diesem Gebiet die kardiometabolischen Veränderungen, die bei Frauen während des Übergangs in die Wechseljahre auftreten, Faktoren, die zukünftige kardiometabolische Erkrankungen vorhersagen, und präventive Strategien (hormonell und nicht hormonell) zur Linderung der Symptome bei postmenopausalen Frauen untersuchten, nicht zuletzt, um auch chronischen Krankheiten im späteren Leben vorzubeugen, die Lebensqualität anzuheben und letztendlich zu einem besseren und längeren Leben beizutragen.

Inhaltsverzeichnis
Frau auf dem Blumengebiet
iStock/Fred Froese

Viele Erkrankungen treten 10–15 Jahre nach Eintritt der Menopause auf. Dazu zählen unter anderem Gewichtszunahme und Adipositas, metabolisches Syndrom, Diabetes, Osteoporose, Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Krebs. Daher ist das Auftreten der Menopause eine wichtige Gelegenheit, auf präventive Strategien zurückzugreifen, welche die Sterblichkeit verringern und einen Booster für die Lebensqualität darstellen.

Präventionsmaßnahmen

Der Beginn der Menopause und die Zeit knapp davor (Perimenopause) bietet als natürlicher Teil des weiblichen reproduktiven Alterungsprozesses eine Reihe von Präventions- und Screening-Strategien für chronische kardiometabolische Erkrankungen. Dazu gehört vor allem die Hormontherapie.

Wechseljahr-Symptome und Osteoporose

Die Anwendung einer Hormontherapie hat sich vor allem bei Wechseljahr-Symptomen (Schweißausbrüche o.Ä.) und Osteoporose als wirksam erwiesen und verbessert zudem auch das metabolische und kardiovaskuläre Risikoprofil. Östrogen senkt bei früher Einleitung, was an dieser Stelle entscheidend ist, bei jüngeren Frauen nach der Menopause (unter 60 Jahren) die Sterblichkeit mit einem günstigen Nutzen-Risiko-Profil bei Frauen mit geringem Risiko beständig. Nicht-hormonelle Wirkstoffe, die in placebokontrollierten Studien einen gewissen Nutzen zeigten, jedoch einen geringeren als bei der menopausalen Hormontherapie, sind Clonidin, Antihypertensiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und Gabapentin.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Traditionelle Behandlungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie die Verwendung von Statinen und Aspirin, haben keinen Nutzen für die Primärprävention bei Frauen gefunden. Verglichen mit diesen Daten ist Östrogen, wenn es innerhalb der ersten Jahre der Menopause begonnen wird, mit einer Reduktion der Koronar- und Gesamtmortalität vergesellschaftet. Dies enthüllten Daten der Women's Health Initiative bei Frauen im Alter von 5059 Jahren, einer Cochrane-Metaanalyse und einer weiteren Metaanalyse. Das Ausmaß dieser Reduktion lag durchgängig bei etwa 30% im Vergleich zu Lifestyle-Maßnahmen mit nur 12–14%.

Krebs

Das Screening auf Krebs ist bei der Behandlung der Menopause von größter Bedeutung. Eine Mammographie sollte bei Frauen mit mittlerem Risiko alle zwei Jahre ab einem Alter von 45–50 Jahren bis zu einem Alter von 69–74 Jahren durchgeführt werden. Ein jährliches Screening ist bei Hochrisikofrauen möglich. Die Darmkrebsvorsorge ist ab dem Alter von 45 Jahren empfohlen, entweder durch eine Koloskopie oder mittels Stuhlprobe (Hämoccult-Test). Bei postmenopausalen Frauen sollte bis zum Alter von 65 Jahren alle fünf Jahre eine zervikale Zytologie oder ein HPV-Test durchgeführt werden. Beeinflussbare Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Alkohol, hoher BMI, Ernährungsfaktoren wie fettreiche Ernährung und körperliche Inaktivität) können ebenso eine wesentliche Rolle bei der Reduzierung der Krebsinzidenz spielen.

Zentralnervensystem und Kognition

Eine der größten Ängste, die Frauen nach der Menopause haben, ist der Verlust der kognitiven Funktion. Mehrere Beobachtungsdaten, einschließlich Metaanalysen von Frauen, die kurz nach der Menopause Östrogen bekamen, zeigten einen Schutz vor der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit. In der einzigen prospektiven Studie bei Frauen (Women's Health Initiative) bestand ein erhöhtes Risiko zu Beginn der Behandlung im Alter von 65 Jahren oder älter. Ein früher Beginn ist somit entscheidend, wie in mehreren anderen Studien beschrieben wurde. Es wurde festgestellt, dass eine endogene Östrogenexposition und ein früherer Östrogenbeginn nach der Menopause über einen längeren Zeitraum positiv mit einem höheren kognitiven Status im späteren Leben assoziiert sind. Bisher gibt es noch keine prospektiven Langzeitdaten von Frauen, die erst kurz nach der Menopause mit Östrogen behandelt wurden, und der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit. Frauen, die an einer vorzeitigen Ovarialinsuffizienz leiden, weisen jedoch einen Verlust der Östrogenwirkung im Gehirn auf, womit wiederum ein früherer Beginn indiziert zu sein scheint.

Fazit

Der Schwerpunkt dieser Artikelserie lag neben der Symptomlinderung postmenopausaler Frauen auch auf der Vorbeugung chronischer Krankheiten, deren Prävalenz nach der Menopause stark zunimmt. Es hat sich gezeigt, dass ein früher Beginn einer Hormontherapie eine wesentliche Rolle bei der Symptomkontrolle und der Verbesserung der Lebensqualität spielt, wobei gleichzeitig eine Verringerung der Sterblichkeit beobachtet werden konnte. Prinzipiell muss eine solche Therapie auch nicht langfristig erfolgen, was potenzielle Langzeitrisikien, die noch mittels prospektiver Studien untersucht werden müssen, verringern würde.

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