Abschied ohne Ende

Letztendlich könnte man damit unser Leben umschreiben – bis zu unserem eigenen Abschied am Ende. Abschied und Trauer, als Aufruf zum abschiedlich leben, immer wieder. „Abschied ohne Ende“ ist der Titel eines Buches, das soeben in neuer Auflage wieder erschienen und erhältlich ist und das Sie unbedingt lesen sollten – zumindest wünsche ich Ihnen diese Lektüre, weil Sie danach das Leben etwas anders sehen werden. Wolfgang Hermann, ein österreichischer Schriftsteller, schreibt darin über den plötzlichen Tod eines jugendlichen Sohnes. Und Hermann tut dies in einer einzigartigen Sprache; auf eine Art und Weise, die sich nicht beschreiben, sondern nur uneingeschränkt empfehlen lässt!

Trauer ist Teil des Lebens

Trauer ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, und vor allem auch ein wesentlicher Aspekt unserer ärztlichen Tätigkeit – in welchem Bereich auch immer wir tätig sind. In Palliative Care gehört die Begleitung der An- und Zugehörigen, auch über den Tod eines Menschen hinaus, zu den untrennbaren Kernaufgaben, und das ist gut so, weil es wichtig ist. Die Begleitung von trauernden Angehörigen kann wesentliche Prävention sein, eine Investition in die Gesundheit der Angehörigen sozusagen. Wenn darüber hinaus die „natürliche Reihenfolge“ des Sterbens aufgehoben wird und ältere Menschen den Tod eines Kindes erleben und erleiden, sind alle Beteiligten äußerst herausgefordert und großen Belastungen ausgesetzt. Unsere Aufgabe ist es, beizustehen. Wir können niemandem etwas abnehmen, nichts ungeschehen machen. Aber wir können da sein, es aushalten, die trauernden Menschen begleiten. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns dem Thema Trauer stellen, es als Teil umfassender Menschenbegleitung verstehen. Wenn wir den Schmerz der Trauer verstehen wollen und bisher vielleicht glücklicherweise selbst nahezu davon verschont geblieben sind, dann sollten wir uns mit Sterben, Tod und Trauer beschäftigen. Vielleicht „Abschied ohne Ende“ von Wolfgang Hermann lesen. Oder im Wiener Burgtheater „Hiob“ sehen, wo mir vor wenigen Stunden bewusst geworden ist, dass ich genau darüber heute schreiben werde.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune