Bedrohlichkeit der oberen GI-Blutung

Die Lehrmeinung besagt, dass bei Patienten mit oberer gastrointestinaler Blutung das Erbrechen von frischem Blut im Vergleich zum kaffeesatzartigen Erbrechen als Hinweis auf eine bedrohlichere Blutung zu werten ist. Dies wurde nun im Rahmen einer prospektiven Studie überprüft.
In die Studie wurden Patienten eingeschlossen, die sich mit Erbrechen von frischem Blut (1.209 Patienten, davon 302 Patienten mit Meläna), Kaffeesatzerbrechen ohne Frischblutbeimengung (701 Patienten) oder Teerstuhl ohne Hämatemesis (1.069 Patienten) präsentierten. Analysiert wurden der Schweregrad der Blutung (Puls und Blutdruckverhalten), die prognostischen Parameter bei Erstvorstellung (Hämoglobinkonzentration, Risiko-Scores) und der klinische Verlauf. In den zusammengesetzten primären Endpunkt gingen Transfusionen, endoskopische Intervention und Mortalität ein.
Patienten mit Erbrechen von Frischblut oder mit kaffeesatzartigem Erbrechen hatten ähnlich schwere Blutungen mit einem vergleichbaren Anteil von Patienten mit Tachykardie über 100/Minute (35 vs. 37% in den beiden Gruppen), systolischem Druck unter 100 mm Hg (12 vs. 12%) und Hämoglobin < 10 g/dl (25 vs. 27%).
Der zusammengesetzte Endpunkt wurde bei 35 bzw. 38% der Patienten erreicht, und die Mortalität betrug 7 vs. 9%). Bei Patienten mit Erbrechen von frischem Blut wurde öfter eine Gastroskopie durchgeführt (19 vs. 14%), vor allem wegen der höherer ­Inzidenz von Varizenblutungen, und das Rezidivblutungsrisiko war höher (7 vs. 5%).
Die Prognose war bei gleichzeitigem Erbrechen von Frischblut und Meläna schlechter als bei isoliertem Erbrechen von frischem Blut (primärer Endpunkt erreicht bei 62 vs. 26%) oder bei kaffeesatzartigem Erbrechen (27%).

Laine L et al., Am. J. Gastroenterol. 2018; 113: 358–66

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune