27. Jän. 2016

Das kranke Kassen-Honorarsystem

Die StGKK bezahlt für ein Langzeit-EKG 44,11 Euro, aber nur in 20 Prozent der Behandlungsfälle. Statistisch kommen auf einen steirischen Vertrags-Internisten etwa 15.000 Einwohner. Die NÖGKK bezahlt 87,1572 Euro in maximal fünf Prozent der Fälle, auf einem Internisten kommen hier 26.500 Einwohner. Merkwürdig! Die Tarife liegen 100 Prozent auseinander. Warum? Sollten Tarife nicht so kalkuliert sein, dass sie die Kosten der Leistung (inkl. Gewinnzuschlag) abdecken? Oder handelt es sich bei dem Tarif um einen Preis? Wenn ja, wo ist der dazugehörende Markt? Schließlich sind Tarife ein Verhandlungsergebnis zwischen Kassen, als monopolisiertem Stellvertreter-Nachfrager, und Ärztekammern, als monopolisiertem Stellvertreter-Anbieter.

Keiner (aner)kennt Marktsignale. Sie sind Planwirte in zentralen Büros.  Dass aber kein planwirtschaftlicher Plan besteht, erkennt man an den Deckelungen. Der „Plan“ würde versuchen, über wissenschaftliche Methoden den Bedarf zu identifizieren und die Produktion – ohne Marktsignale (Preis) zwischen Angebot und Nachfrage – anzupassen. Warum sind also im Vergleich zu Niederösterreich in der Steiermark doppelt so viele Untersuchungen nötig, um Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren? Was verleitet die steirischen Versorgungsverantwortlichen dazu, Anreize zu setzen, das Langzeit-EKG häufiger anzuwenden, oder was führt die Niederösterreicher dazu, die Zahl der untersuchten Patienten gering(er) zu halten? Oder sind es, statt patientenorientierter (Bedarfs)-Über­legungen, irgendwelche Umsatzgedanken, die zu den völlig unterschiedlichen Deckelungen und Tarifen geführt haben?

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune