3. Nov. 2015

ELGA startet im Dezember

In wenigen Wochen beginnen die ersten Krankenhäuser in Wien und der Steiermark ELGA zu nutzen. Nach wie vor ungeklärt ist die Finanzierung für den niedergelassenen Bereich.

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„Wir sind sehr zuversichtlich, dass unser Plan, im Dezember mit ELGA live zu gehen, hält“, sagte Dr. Su­sanne Herbek, Geschäftsführerin der ELGA GmbH, beim E-Health Forum 2015. Die erste Inbetriebnahme ist am 9. Dezember vorgesehen: Ab diesem Tag können alle Spitäler und Pflegewohnhäuser der Stadt Wien passiv auf ELGA zugreifen, gleichzeitig beginnen fünf Abteilungen des Krankenhauses Hietzing ELGA auch schreibend zu nutzen. „Wir werden genau beobachten, wie das funktioniert, und sofern wir alles im Griff haben, wovon wir ausgehen, beginnt am 28. Dezember der Vollbetrieb in allen Spitälern und Pflegewohnhäusern der Stadt Wien“, kündigte die E-Health-Beauftragte des KAV, DI Herlinde Toth, an. Das AKH soll erst am 18. Mai 2016 mit ELGA in Vollbetrieb gehen.

Auch die Steiermark  startet

Parallel zum ELGA-Bereich Wien startet im Dezember auch der ELGA-­Bereich Steiermark und mit ihm sämtliche Landeskrankenhäuser der KAGes, das Krankenhaus der Elisabethinen in Graz, die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, das Marienkrankenhaus Vorau und das Neurologische Therapiezentrum in Kapfenberg. Gleichzeitig mit dem ELGA-Auftakt an den Krankenhäusern nehmen im Dezember die ELGA-Ombudsstellen Wien und Steiermark bei den Patientenanwaltschaften ihren Betrieb auf, und eine erweiterte Version des ELGA-Portals unter www.gesundheit.gv.at ermöglicht den Bürgern, Befunde abzurufen, auszublenden bzw. zu löschen, Zugriffszeiten zu modifizieren oder jemandem den Zugriff zu verweigern.

Was für Inhalte werden in der Anfangsphase überhaupt in ELGA enthalten sein? Zunächst werden das ärztliche Entlassungsdokument, der pflegerische Entlassungsbericht, Laborbefunde sowie Befunde der bildgebenden Diagnostik in ELGA gestellt. Laborbefunde in diesem Sinne seien Befunde des Zentrallabors und der Nuklearmedizin, nicht jedoch der Pathologie, erläuterte Toth. Bei den Befunden bildgebender Verfahren beginne man im engeren Sinne mit den Befunden der Radiologien, Bilder würden in der ersten Phase noch nicht bereitstehen.

Wie geht es nach dem Start mit dem ELGA-Roll-out weiter? Im ersten Halbjahr 2016 sollen die Landesfonds-Krankenanstalten in Niederösterreich und Kärnten sowie die AUVA-Krankenanstalten und das Hanusch-Krankenhaus mit ELGA starten, kündigte Herbek an. Im Mai 2016 beginnt voraussichtlich der Probebetrieb der E-Medikation in der Region Deutschlandsberg in der Steiermark. Teilnehmer sind das Landeskrankenhaus Deutschlandsberg, neun Apotheken und rund 60 Ärzte mit insgesamt 14 Haus­apotheken.

Anschubfinanzierung für niedergelassene Ärzte

Eine Hürde für das flächendeckende Roll-out von ELGA und E-Medikation ist die ungeklärte Anschubfinanzierung für den niedergelassenen Bereich. Herbek gab sich jedoch hinsichtlich der Gesprächsbereitschaft des Gesundheitsministeriums zuversichtlich und zeigte sich optimistisch, „dass sich rechtzeitig für den Pilotbetrieb in der Steiermark eine Klärung herbeiführen lässt“.

Beim Probebetrieb der E-Medikation in Deutschlandsberg ist im Vergleich zum Pilotprojekt von 2009 keine zentrale Wechselwirkungsprüfung mehr vorgesehen, die Wechselwirkungsprüfung bleibt der Eigenverantwortung überlassen. Eine weitere Neuerung ist die Einführung der eMed-ID auf dem Rezept. Dabei handelt es sich um einen aufgedruckten 2D-Matrix-Code, der es Apothekern ermöglicht, ohne Stecken der E-Card direkt auf die Verordnungen eines Rezepts zuzugreifen. Allerdings nur auf diese. Die gesamte E-Medikationsliste eines Patienten einzusehen oder ein wechselwirkungsrelevantes OTC-Präparat in diese einzutragen geht nur mit E-Card. Die Liste der wechselwirkungsrelevanten OTCs, die in der E-Medikation gespeichert werden müssen, sei über den inzwischen eingerichteten Terminologie-Server abrufbar und liege nun in einer qualitätsgesicherten Form vor, berichtete DI Dr. Alexander Kollmann von der ELGA GmbH.

Scharfe Kritik am unentschlossenen Kurs der ELGA-Umsetzung im niedergelassenen Bereich übte Ing. Eduard Schebesta, Präsident des Verbandes Österreichischer Medizin-Software-Hersteller (ÖMS). Obwohl etwa 7600 Vertragsärzte betroffen seien und diese laut ursprünglichem Zeitplan ab 1. Juli 2016 verpflichtend ELGA nutzen sollten, sei die Finanzierungsfrage nicht geklärt und die Softwarehersteller hätten keine Planungssicherheit. Dabei geht es laut Schebesta im extramuralen Bereich um einen Gesamtbetrag von etwa 25 Millionen Euro. Zudem seien die privatwirtschaftlichen ELGA-Bereiche von A1 und Siemens noch „in der Warteschleife“: „Man sagt ihnen nicht, ab wann sie dabei sind“, so Schebes­ta. „Wollten wir unsere Labors und Radiologen von Anfang an an ELGA dranhängen, so wüssten wir nicht einmal, wo.“

ELGA-Einbindung in die Arztsoftware

Erst vor Kurzem gab es eine große Veranstaltung im Hauptverband, wo die Testumgebung für die Softwarehersteller bereitgestellt wurde. Im Hintergrund arbeiten die Hersteller freilich schon seit Jahren an der Entwicklung von Lösungen für die Einbindung von E-Medikation und ELGA in die Arztsoftware. So wurde etwa von HCS GmbH/CompuGroup eine herstellerneutrale ELGA Connectivity Box (C-Box) für die Anbindung von Ordinationen und Apotheken entwickelt.

Ein Vorteil der CDA-Struktur der in ELGA enthaltenen Dokumente sei, dass sie eine strukturierte Aufbereitung ermöglicht, erklärte Schebesta. Wie die ELGA-Dokumente auf dem Bildschirm des Empfängers dargestellt werden, ist nicht fix vorgegeben, sondern frei definierbar. So könne man sie etwa aufgliedern in „neueste Dokumente“, „alle Diagnosen“, „Laborergebnisse“ und vieles mehr. Das biete Ärzten die Chance, so Schebes­ta, auch über eine Fülle von Dokumenten rasch einen guten Überblick zu gewinnen.

Info: www.elga.gv.at

Autorin: Mag. Petra Vock

 

 

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune