25. Sep. 2017

Pharmariesen verordnen sich eine Schrumpfkur

FOTO: GETTYIMAGES – OBENCEMBranchengrößen stellen sich neu auf – das eröffnet Chancen für Konkurrenten aus anderen Bereichen. (Medical Tribune 38/2017)

Die Pharmaindustrie ist im Umbruch. Aktuell schreitet etwa der Umbau beim weltgrößten Generikahersteller Teva voran. Die Ratiopharm-Mutter veräußert ihr Geschäft mit dem Verhütungsmittel Paraguard für 1,1 Milliarden Dollar in bar an die Firma CooperSurgical. Das US-Medizintechnik-Unternehmen übernimmt zudem den Produktionsstandort in Buffalo, New York.

Viel Arbeit für den neuen Chef

Teva hatte zuvor bekanntgegeben, einen neuen Vorstandsvorsitzenden gefunden zu haben. Der Posten wird vom Chef des des dänischen Pharmakonzerns Lundbeck, Kare Schultz, übernommen. Bereits im Febuar hatte Erez Vigodman seinen Hut genommen. Schultz steht nun vor der Aufgabe zu entscheiden, ob sich Teva weiter als Hersteller von Nachahmermedikamenten und innovativen Arzneimitteln positioniert, sich aufteilt oder gar aus dem niedrigmargigen Generika- Geschäft verabschiedet. Zudem muss er den Abbau eines Schuldenbergs von mehr als 35 Milliarden Dollar angehen. Dafür will Teva unter anderem sein Geschäft mit Mitteln für Frauenkrankheiten sowie die Sparten mit Krebsmitteln und Schmerzmedikamenten in Europa abgeben.

Bei Merck brodelt indes die Gerüchteküche, nachdem der Konzern angekündigt hat, das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (u.a. Nasivin®) veräußern zu wollen. Lebensmittelriese Nestlé hat Insidern zufolge ein Auge darauf geworfen. Angeblich haben die beiden Konzerne sogar schon über ein Gemeinschaftsunternehmen verhandelt, konnten sich aber nicht einigen. Nestlé sei aber weiter interessiert, ebenso der US-Riese Johnson & Johnson sowie der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser. Eine Entscheidung soll bis Anfang 2018 fallen. Der neue Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider, der zuvor den Gesundheitskonzern Fresenius geführt hatte, setzt neben dem Ausbau des Kerngeschäfts auf das vielversprechende Gesundheitsgeschäft. Merck hatte sich indes zuletzt auf den Ausbau seines Life-Science-Bereichs sowie seines Pharmageschäfts mit verschreibungspflichtigen Medikamenten konzentriert.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune