Viren, die Kinder taub machen
HÖRSTÖRUNGEN – Kongenitale Cytomegalievirusinfektionen sind die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte, angeborene Hörstörungen. Virostatische Therapie kann helfen, muss aber früh starten. Experten fordern nun die Aufnahme von CMV-Tests ins Neugeborenen-Hörscreening. (Medical Tribune 40/17)
Die Durchseuchung in der Bevölkerung ist hoch und immunkompetente, gesunde Menschen merken meist nicht einmal, dass sie sich angesteckt haben: Die Rede ist von Cytomegalieviren. Kritisch wird es allerdings, wenn eine Primärinfektion in der Schwangerschaft erfolgt – dann besteht nämlich ein etwa 50-prozentiges Risiko für eine intrauterine Transmission auf das Kind. „Diese intrauterinen Cytomegalievirusinfektionen sind die häufigste Ursache für nicht-genetische Hörstörungen im Kindesalter“, hält Prof. Dr. Christoph Arnoldner, stellvertretender Leiter der HNO-Universitätsklinik Wien, fest. In Entwicklungsländern seien bis zu fünf Prozent der Neugeborenen betroffen, in Europa geht man von 0,6 bis 0,7 Prozent aus. Eine Langzeitstudie über 13 Jahre habe gezeigt, so der Wiener Facharzt für HNO, dass drei Viertel der Kinder mit kongenitaler Cytomegalievirusinfektion eine Hörstörung entwickeln. Bei 72 Prozent der Betroffenen sei diese sogar so hochgradig gewesen, dass ein Cochlea-Implantat nötig war. Wesentlich, sei, so Arnoldner: „Wir können für diese Kinder etwas tun.“