20. Okt. 2016

Mein kleines Gruselkabinett

Heute ist wieder so ein Tag, der mir bislang ungekannte Erfahrungen beschert. Vor mir sitzt ein Herr, der normalerweise beim Nachbardoktor in Behandlung ist, selbiger ist auf Urlaub. Ich frage, was ihn denn in meine Ordi führen würde. „Ja wissen S’, I hab so viel Kreuzweh!“ „Oje, Sie Armer, haben Sie schon was dagegen getan?“ „Ja, der Herr Doktor hat mir Tabletten gegeben und eine Überweisung zur Physiotherapie.“ „Das klingt gut, ich nehme an, Sie haben sich bereits zur Physio angemeldet und schlucken regelmäßig Ihre Medikamente?“, frage ich. Nur so, um sicherzugehen, dass der gute Mann sich auch schon auf einem guten Weg befindet.

Er sieht mich entrüstet an: „Natürlich nicht!“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch und verkneife mir eine schnippische Bemerkung über Möglichkeiten und Wirksamkeiten von verordneten Therapien. „Ich hab ihm ja gesagt, dass ich eine Injektion brauche, aber er wollte mir einfach keine Spritze geben. Er hat gesagt, dass ich die Medikamente auch schlucken kann, und ich soll brav meine Übungen machen und mich mehr bewegen.“ Da muss ich dem Kollegen zustimmen. Bei mir wird das genauso gehandhabt. Was man spritzen kann, kann man auch schlucken. In den allermeisten Fällen zumindest.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune