14. Sep. 2016

Retschitzegger: Arbeit und Struktur

Vor Kurzem jährte sich der Todestag des deutschen Schriftstellers Wolfgang Herrndorf zum dritten Mal. Sein bekanntestes Buch „Tschick“ kommt als Film demnächst in die österreichischen Kinos. 2010 hat Herrndorf einen Blog begonnen – kurz nachdem er seine Krebsdiagnose erfahren hatte. In diesem Tagebuchblog „Arbeit und Struktur“, das auch als gedrucktes Buch vorliegt, beschreibt er akribisch seine Gedanken und Gefühle und immer wieder auch seine schriftstellerische Arbeit.

„Sind wir verrückt, weil wir alles aufschreiben, oder schreiben wir alles auf, weil wir verrückt sind?“, fragt Herrndorf. Und auch wenn er „Tschick“ einige Zeit vor seiner Diagnosestellung geschrieben hat, denken die zwei jugendlichen Protagonisten der Geschichte viel an den Tod. In „Arbeit und Struktur“ finden sich dann Eintragungen wie „Meine vermutlich letzte Steuererklärung gemacht“. Und auch: „Früher hatte ich mir immer vorgestellt, dass die Nächte das Schlimmste am Sterben sind. Aber die Nächte sind schön und leicht zu ertragen. Jeder Morgen ist die Hölle.“ Nach einem Jahr Krankheit zieht er folgende Bilanz: „… Ein Jahr in der Hölle, aber auch ein tolles Jahr. Im Schnitt kaum glücklicher oder unglücklicher als vor der Dia­gnose, nur die Ausschläge nach beiden Seiten größer.“ Und weiter: „Insgesamt vielleicht sogar ein bisschen glücklicher als früher, weil ich so lebe, wie ich immer hätte leben sollen. Und es nie getan habe, vielleicht als Kind.“

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune