Die Grenzen der Edukation
Im Rahmen der Studie OPTI-CARE (OPTImal CArdiac Rehabilitation) wurde der Frage nachgegangen, ob intensive Betreuung inklusive Verhaltenstherapeutischer Intervention nach einem Myokardinfarkt die Prognose der Patienten verbessert. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
„Die meisten Patienten mit akutem Koronarsyndrom erhalten heute eine perkutane Katheter-Intervention und in der Folge optimale konservative Therapie. Damit hat sich die Prognose dieser Patienten erheblich verbessert“, sagt Dr. Ron T. van Domburg vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. Allerdings habe sich gleichzeitig bei der kardialen Rehabilitation wenig verändert. Van Domburg: „Die Programme sind seit den 80er Jahren praktisch unverändert und wir haben kaum Daten, wie ein optimales Rehabilitationsprogramm für ACS-Patienten aussehen könnte.
Intensivierte Betreuung im Vergleich
Im Rahmen von OPTI-CARE wurden nun zwei intensive Rehabilitationsprogramme untersucht und mit „Standard-Rehabilitation“ verglichen. Ziel der Maßnahmen war es, die Patienten zu einem anhaltenden „herz-gesunden“ Lebensstil zu animieren. Endpunkte der Studie waren die Veränderungen in der Systematic COronary Risk Evaluation (SCORE) – also systolischer Blutdruck, Gesamtcholesterin und Raucher-Status – nach 18 Monaten. Ebenfalls erhoben wurden Lebensqualität, Angst und tägliche körperliche Aktivität.
In die Studie eingeschlossen wurden Patienten nach akutem Koronarsyndrom, Ausschlussgründe waren Herzinsuffizienz mit einer LVEF unter 40 Prozent, psychologischen oder kognitiven Einschränkungen, COPD oder Nierenversagen. Die Studie wurde in drei Armen durchgeführt. Ein Teil der Patienten erhielt Standardtherapie, ein weiterer nahm zusätzlich an persönlichen Beratungssitzungen zu körperlicher Aktivität sowie Gruppensitzungen mit Fitnesstraining teil. Im dritten Arm wurden die Patienten mehrfach telefonisch kontaktiert und hinsichtlich ihres Lebensstils beraten. Zusätzlich wurden die Patienten mit ASS, Statinen, Beta-Blockern, ACE-Inhibitoren etc. leitliniengerecht medizinisch behandelt.
Großer Aufwand, bescheidener Erfolg
Die Ergebnisse waren bescheiden. So wurde mit Telefon-Counseling in der per Protokoll Analyse, also bei motivierten Patienten, eine Reduktion des Rauchens und ein niedrigerer Cholesterinspiegel erreicht. Darüber hinaus besserte sich die Lebensqualität. Hinsichtlich aller anderer erhobener Parameter war kein signifikanter Vorteil zu beobachten. Insbesondere in der Intention-to-Treat Analyse wurden keine Erfolge gesehen.
Die persönlichen Beratungsgespräche und die Trainingssitzungen brachten deutlichere Verbesserungen. Hier wurde sogar in der ITT-Analyse ein kleiner Benefit, nämlich eine Senkung des Cholesterinspiegels erzielt. Die per Protokoll Analyse zeigte bei den motivierten Patienten weniger Rauchen, besseres Erreichen der Zielwerte, weniger Angst, niedrigeres Cholesterin, bessere Lebensqualität sowie einen Trend zu mehr Bewegung (mehr Schritte pro Tag).
Quelle:
“OPTICARE – Benefits of the OPTImal CArdiac REhabilitation trial: a randomized, controlled superiority trial of an expanded educational and behavioral intervention”, präsentiert von Prof. Dr. Ron T. van Domburg im Rahmen der Hotline III des ESC 2016 in Rom.