14. Juni 2016

Heilung von Verbrennungswunden: Neue Methode

Wiener Forschern gelang der Nachweis, dass lösliche Faktoren von Leukozyten die Wundheilung nach einer Hauttransplantation verbessern. Im Fachmagazin Scientific Reports der Nature-Gruppe beschreiben sie ihre an Schweinen getestete Methode.

Die Forschergruppe um Stefan Hacker von der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Wien hat bereits in früheren Studien gezeigt, dass lösliche Faktoren, die von weißen Blutkörperchen unter Zellkulturbedingungen ausgeschüttet werden, regenerative Eigenschaften besitzen. Um das Potenzial der sezernierten Faktoren weiter zu erhöhen, wurden die Zellen zuvor einer Strahlendosis ausgesetzt, die innerhalb von 24 Stunden die Apoptose induziert. Die dadurch gestressten Zellen sind in der Lage, vermehrt Proteine auszuschütten, welche proliferativ wirken und zur Gefäßneubildung beitragen. Um die Faktoren lagern und anwenden zu können, wurden sie einer Gefriertrocknung unterzogen. Somit kann der Wirkstoff unter GMP-Bedingungen hergestellt werden und ist auch für längere Zeit haltbar.

In Kooperation mit Rainer Mittermayr vom Ludwig Boltzmann Institut für experimentelle und klinische Traumatologie und Michael Mildner von der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität wurde schließlich mit Hilfe eines zuvor beschriebenen Tiermodells die Wirksamkeit des Regenerations-Cocktails untersucht. Zunächst wurden hierfür unter kontrollierten Bedingungen und in Narkose unter Anwesenheit einer Tierärztin mehrere standardisierte, drittgradige Verbrennungsareale gesetzt. Um der klinischen Praxis zu entsprechen, erfolge nach 24 Stunden die chirurgische Entfernung der nekrotischen Areale mit anschließender Spalthauttransplantation.

Der Wirkstoff wurde direkt nach der Hauttransplantation sowie bei jedem Verbandwechsel mittels Hydrogel auf die Wunden aufgebracht. Die Kontrollwunden wurden gleich versorgt, erhielten jedoch keinen Wirkstoff.

Bereits nach fünf Tagen konnte in den behandelten Wunden im Vergleich zu den Kontrollwunden eine Verdoppelung der Gefäßneubildung beobachtet werden. Zum Zeitpunkt der letzten Evaluation zehn Tage nach der Operation zeigte sich in den histologischen Ergebnissen die Entwicklung und Differenzierung der neu gebildeten Hautschichten durch die Therapie deutlich verbessert. Ebenso fanden die Studienautoren Trends, die auf eine bessere Narbenbildung hindeuten. Diese Resultate müssen allerdings in Langzeitstudien verifiziert werden.

Die Daten dieser Studie bilden die Grundlage für eine klinische Phase I-Studie. Da die untersuchte Therapieform in ihrer klinischen Anwendung ein potenziell breites Spektrum hätte, könnte sie sowohl bei chronischen Wunden als auch nach mikrochirurgischen Gewebetransfers zum Einsatz kommen.

“Die klinische Anwendung beim Menschen soll sich nicht auf Verbrennungswunden beschränken, sondern das kann auch bei anderen Wunden, wie etwa schlecht heilenden Hautgeschwüren bei Diabetikern oder nach mikrochirurgischen Gewebsverpflanzungen funktionieren.” Stefan Hacker

Stefan Hacker, Rainer Mittermayr, Stefanie Nickl, Thomas Haider, Diana Lebherz-Eichinger, Lucian Beer, Andreas Mitterbauer, Harald Leiss, Matthias Zimmermann, Thomas Schweiger, Claudia Keibl, Helmut Hofbauer, Christian Gabriel, Mariann Pavone-Gyöngyösi, Heinz Redl, Erwin Tschachler, Michael Mildner, Hendrik Jan Ankersmit
Paracrine Factors from Irradiated Peripheral Blood Mononuclear Cells Improve Skin Regeneration and Angiogenesis in a Porcine Burn Model
Scientific Reports 6, Article number: 25168 (2016), doi:10.1038/srep25168