Metformin bei dicken Kindern kontraindiziert
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie spricht sich gegen den Einsatz von Metformin bei übergewichtigen oder adipösen Kindern ohne Diabetes aus. Eine Analyse von Studien ergab nämlich, dass sich die BMI-Änderungen durch Lifestyle-Interventionen mittels meist nicht sehr intensiver Diät und Bewegung im Vergleich zu Lifestyle-Intervention und der Verabreichung von Metformin nicht signifikant unterschieden.
Bei der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim präsentiert Richard Eyermann eine Meta-Analyse von Studien, die untersucht hatten, ob sich Metformin zur Gewichtsreduktion bei übergewichtigen oder adipösen Kindern ohne Typ2-Diabetes eignet.
An insgesamt 946 Probanden im Alter von 8 bis 18 Jahren mit einem Body-Mass-Index (BMI) von durchschnittlich 33,8 wurden die Auswirkungen auf das Gewicht und den BMI durch den Einsatz von Lifestyle-Interventionen mittels meist nicht sehr intensiver Diät und Bewegung und dem alleinigen Einsatz von Lebensstiländerungen und Metformin untersucht.
Das Gewicht der Probanden aus den Metformin-Gruppen konnte um durchschnittlich 3,77 Kilogramm und der BMI um 1,4 reduziert werden, wobei Metformin zu einer statistisch signifikanten, aber sehr moderaten BMI-Reduktion in Kombination mit Lifestyle-Interventionen über die allerdings kurze Untersuchungszeit in den 6-Monate-Laufzeit-Trials führte. In zwei Studien mit Ein-Jahres-Daten, an denen insgesamt 250 Probanden teilgenommen hatten, wurde kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der BMI-Änderungen verzeichnet. Gastrointestinale Nebenwirkungen traten bei 26 Prozent der Teilnehmer in den Metformin-Gruppen auf, jedoch nur bei 13 Prozent der Teilnehmer der Kontrollgruppe.
Subgruppenanalysen ergaben, dass unter 12-jährige Probanden ohne frühere Lifestyle-Interventionen mit einem BMI von weniger als 35 mehr von der Metformin-Gabe profitierten. In Studien, an denen mehr Mädchen oder Jugendliche teilgenommen hatten, waren die Metformin-Effekte geringer. Um herauszufinden, welche Subgruppen am ehesten von Metformin profitieren, sind Eyermann zufolge umfangreichere Untersuchung und längere Laufzeiten nötig.
Das hohe Nebenwirkungsprofil von Metformin, die hohe Frequenz von gastrointestinalen Nebenwirkungen bei adipösen Kindern, ist ein Warnsignal den ohnehin Off-Label-Use von Metformin im Kindes- und Jugendalter weiter als problematisch anzusehen.
Kardiovaskuläres Risiko bei Kindern und Jugendlichen und Prävention: Intervention von Übergewicht und Adipositas. Eignet sich Metformin für fettsüchtige Kinder ohne Typ2-Diabetes?
DGK Abstract P 1808, Eyermann
Clin Res Cardiol 105, Suppl 1, March 2016
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie