1. Okt. 2015

Diagnostischer Marker für Sarkoidose gefunden

Die Ursache der akuten als auch der chronischen Sarkoidose, die sich meist durch knotenförmige Gewebeveränderungen bemerkbar macht und vor allem die Lungen betrifft, ist nach wie vor unklar. Doch deutsche Forscher konnten nun das Molekül ICOS identifizieren, das darüber Auskunft gibt, welche der beiden Krankheitsverläufe (akut oder chronisch) wahrscheinlich ist und das darüber hinaus therapeutisches Potential besitzt.

Röntgenaufnahmen der Lunge eines Sarkoidose Patienten.
Röntgenaufnahmen der Lunge eines Sarkoidose Patienten. Hohe Konzentration von ICOS auf regulatorischen T-Zellen deuten auf einen akuten Sarkoidose-Verlauf hin und könnten im ursächlichen Zusammenhang damit stehen, dass sich die Krankheitszeichen bei Patienten mit Löfgren-Syndrom auch ohne Therapie wieder zurückbilden.

 

Im Fachmagazin Clinical & Experimental Immunology publizierten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) eine Arbeit, in welcher sie die Entdeckung des Moleküls ICOS beschreiben, mit dem zwischen den beiden Varianten der Sarkoidose unterschieden werden kann. Bei 95 Prozent der Patienten, die von der entzündlichen Erkrankung betroffen sind, handelt es sich um die chronische Sarkoidose, wobei rund die Hälfte aller Fälle symptomlos verläuft. Das Löfgren-Syndrom, welches die akute Form der Sarkoidose beschreibt, tritt sehr plötzlich auf und macht sich unter anderem durch Hautveränderungen und Lymphknotenschwellungen bemerkbar.

Prognostischer Marker gefunden: ICOS

Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass Betroffene eine reduzierte Anzahl regulatorischer T-Zellen und eine vergleichsweise hohe Anzahl aktivierter T-Helferzellen in der Lunge aufweisen. Die Forscher stützten sich bei der Suche nach einem prognostischen Marker auf diese Erkenntnis.

Die Forscherteams um Dunja Bruder vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und Professorin für Infektionsimmunologie an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg und Jan Wahlström vom Karolinska Institut in Stockholm analysierten die Ausprägung des eng mit der T-Zellfunktion in Verbindung stehenden Moleküls ICOS bei Sarkoidose-Patienten. ICOS verstärkt die Wirkung regulatorischer T-Zellen, woran der Zelltyp erkennbar wird.

Die schwedischen und deutschen Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Anzahl von ICOS-Molekülen auf den regulatorischen T-Zellen insbesondere bei Patienten mit Löfgren-Syndrom in der erkrankten Lunge stark erhöht war. Im Blut der Betroffenen war das Level allerdings mit jenem von gesunden Menschen ident.

Eine besonders hohe Konzentration von ICOS auf regulatorischen T-Zellen deutet zum einen auf einen akuten Sarkoidose-Verlauf hin und könnte darüber hinaus sogar im ursächlichen Zusammenhang damit stehen, dass sich die Krankheitszeichen bei Patienten mit Löfgren-Syndrom auch ohne Behandlung wieder zurückbilden.

Neben seiner Funktion als Diagnosemarker für Sarkoidose kann ICOS von außen gezielt aktiviert werden, wodurch der Verlauf der Infektion abgemildert werden kann. Durch gezielte therapeutische Manipulation können T-Zellen, die das Molekül tragen, neue Funktionen erlangen und eine völlig neue Wirkung auf seine Umgebung entfalten. Dank gezielter Aktivierung des Moleküls könnte sich die Wirkung regulatorischer T-Zellen und damit auch der Verlauf der Sarkoidose-Erkrankung beeinflussen lassen.

Priya Sakthivel,Johan Grunewald, Anders Eklund, Dunja Bruder andJan Wahlström
Pulmonary sarcoidosis is associated with high-level ICOS expression on lung regulatory T cells – possible implications for the ICOS/ICOS-L axis in disease course and resolution
Clinical & Experimental Immunology, DOI: 10.1111/cei.12715

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung