24. Sep. 2015

Neuronale Gewöhnung an Schmerzbilder

Deutsche Forscher betrachteten das Thema Empathie aus neurowissenschaftlicher Perspektive und gelangten durch die Analyse von Hirnstrukturen beim Beobachten von Schmerz zu der Erkenntnis, dass sich das menschliche Gehirn an den Anblick von Schmerz gewöhnt.

 

In der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichten Wissenschaftler der Universität und Universitätsmedizin Göttingen eine Studie zur neuronalen Gewöhnung.

Durch die Analyse der Hirnstrukturen von 62 Probanden, denen Fotos gezeigt wurden, auf denen anderen Menschen akuter Schmerz zugefügt wird, kamen die Forscher zu der Vermutung, dass die Gewöhnung an das Beobachten von Schmerz eine sinnvolle Reaktion darstellt. Damit könnten sich nämlich Menschen, die regelmäßig mit dem Schmerz anderer Personen konfrontiert sind – beispielsweise Ärzte, Pflegepersonal oder Angehörige schwer kranker Patienten – darauf konzentrieren, anderen Menschen zu helfen, ohne durch zu starke Emotionen eingeschränkt zu sein.

Die Untersuchung des zeitlichen Verlaufs der neuronalen Reaktionen und die Überprüfung, ob sich die Reaktionen beim wiederholten Betrachten der Fotos verändern, ergab, dass die neuronale Reaktion beim wiederholten Betrachten der Fotos abnimmt, bestimmte Hirnareale also habituieren.

Laut Mira Preis, der Erstautorin der Studie, sei dies besonders erstaunlich, da die Probanden die Intensität des Schmerzes der beobachteten Personen im Verlauf der Untersuchung gleich einschätzten.

Mira A. Preis, Birgit Kröner-Herwig, Carsten Schmidt-Samoa, Peter Dechent, Antonia Barke
Neural Correlates of Empathy with Pain Show Habituation Effects – An fMRI Study
PLoS ONE, Published: August 28, 2015, DOI: 10.1371/journal.pone.0137056

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen