Lebendgeburt nach Transplantation von kryokonserviertem Ovargewebe
Vor der Menarche entnommenes und kryokonserviertes Ovargewebe führte bei einer 27-jährigen Frau, die im Alter von 14 Jahren an Sichelzellenanämie erkrankt war, Jahre später zu einer Lebendgeburt.
Eine im Kongo geborene Frau, bei der im Alter von 5 Jahren eine homozygote Sichelzellenanämie diagnostiziert worden war, emigrierte mit 11 Jahren nach Belgien, wo ihre Erkrankung schließlich behandelt wurde. Da im Zusammenhang mit der Transplantation hämatopoetischer Stammzellen eine Chemotherapie erforderlich war, wurde dem Mädchen im Alter von 13 Jahren und 11 Monaten – noch vor der Menarche – eine Kryokonservierung von Ovargewebe durchgeführt. Insgesamt wurden 62 Fragmente von Eierstockgewebe (~ 2 × 3 × 1-2 mm) kryokonserviert (Demeestere et al., 2006).
Ab dem 15. Lebensjahr erhielt die Patientin eine ständige Hormonersatztherapie. Mit 15,5 Jahren setzte schließlich die Menarche ein.
10 Jahre später suchte die Frau das Erasmus Hospital der Freien Universität Brüssel auf, da sie schwanger werden wollte. Die Reproduktionsmedizinerin Isabelle Demeestere und ihr Team beendeten daraufhin die Hormongabe und setzten der Frau Teile des lange zuvor entnommenen Eierstocks ein (Demeestere et al., 2006). Vier Fragmente pflanzten sie mittels des Da Vinci®-OP-Roboter-Systems direkt auf den verbliebenen Eierstock, elf weitere an andere Stellen im Körper.
Obwohl die Patientin während der ersten beiden Jahre nach der Transplantation nicht schwanger wurde, berichtete sie von regelmäßigen Menstruationsblutungen während dieses Zeitraums. Etwas mehr als zwei Jahre nach der Transplantation wurde eine spontane Schwangerschaft festgestellt, im November 2014 brachte die Frau spontan einen Buben zur Welt (Geburtsgewicht 3.140 g, Apgar-Score von 9 und 10 nach 1 und 5 min).
Demeestere, I., Simon, P., Dedeken, L., Moffa, F., Tsepelidis, S., Brachet, C., Delbaere, A., Devreker, F., Ferster, A.
Live birth after autograft of ovarian tissue cryopreserved during childhood
Human Reproduction, First published online: June 9, 2015, doi: 10.1093/humrep/dev128
Quelle: European Society of Human Reproduction and Embryology