Aspirin: Schutzfunktion vor Darmkrebs nicht universal gültig
Dass die Einnahme von Aspirin und nichtsteroidalen Antirheumatika vor der Entstehung eines kolorektalen Karzinoms schützt, ist keine allgemeingültige Weisheit schlechthin. Besondere Genvarianten könnten den Effekt der Präparate nämlich zunichte machen oder gar den gegenteiligen Effekt bewirken.
Bevölkerungsbasierte Studien belegten, dass die regelmäßige Anwendung von Aspirin und nonsteroidaler Antirheumatika das Darmkrebsrisiko reduziert. Eine am 17. März im Fachmagazin JAMA veröffentlichte Studie mit 17.187 Teilnehmern ergab nun, dass Menschen mit einer von zwei genetischen Varianten ein erhöhtes Krebsrisiko haben, wenn sie diese Medikamente zu sich nehmen.
Bei rund 4 Prozent der Probanden wurde eine von zwei seltenen Varianten anchgewiesen, die in der Nähe des MGST1-Gen auf Chromosom 12 liegen. Die an der Studie beteiligte, internationale Forschungsteam detektierte auch eine dritte genetische Variante, diesmal in der Nachbarschaft des IL16-Gens auf Chromosom 15. Diese Variante, die bei etwa 9 Prozent der Studienteilnehmer entdeckt wurde, führt wahrscheinlich dazu, dass bei diesen Personen gar kein Schutz vor kolorektalen Karzinomen besteht, wenn sie nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen.
Sowohl MGST1 und IL16 gehören zu jenen Genfamilien, die mit der Entstehung von Krebserkrankungen in Verbindung gebracht wurden. Die genauen Mechanismen, wie diese Varianten mit dem Darmkrebsrisiko und Aspirin oder NSAID assoziiert sind, konnten allerdings nicht erforscht werden.
Eine ältere Studie hatte ergeben, dass Patienten mit Kolonkarzinom, die eine Mutation im PIK3CA-Gen auf Chromosom 3 haben, durch die Aspirin-Einnahme einen Überlebensvorteil haben.
Hongmei Nan et al.
Association of Aspirin and NSAID Use With Risk of Colorectal Cancer According to Genetic Variants
JAMA 313(11):1133-1142, March 17, 2015, doi:10.1001/jama.2015.1815